Donnerstag, 21. Oktober 2021

Trier 2021 - Besuch bei Karl Marx -- Visiting Karl Marx



Es ist Herbst, es ist meine Reisezeit, also meine Hauptreisezeit und die Beschränkungen durch die Corona-Pandemie limitieren mich doch erheblich in vielerlei Hinsicht. Allerdings wollte ich nicht die ganze Zeit daheim verbringen und suchte nach Alternativen zu Fernreisen. Irgendwie kam ich auf Trier. Bei Trier denke ich an die Porta Nigra, Amphitheater und römischen Limes. Hab ich in der Schule gelernt (6.Klasse, DDR, meine Lehrerin war meine Mutter). Als ich meiner Tochter von meinen Plänen erzählte, sagte sie, sie muss immer an "vier, vier, vier -Trier" denken und lachen. Und da fiel es auch mir wieder ein, der peinlich-lächerliche Internetauftritt von vier Neonazis aus dem Jahre 2015, die gegen Vielfalt, Integration, Multikulti und alles, was nicht strammdeutsch ist, demonstrieren wollten. 

Nun bin ich hier und weil nach der letzten Wahl im deutschen Bundestag mehr Nazis als Linke sitzen werden, musste ich zuerst zu Karl Marx. Die Römer müssen noch etwas warten.

Karl Marx wurde in Trier geboren, 1818, sein Vater war Heinrich Marx, ein Advokat-Anwalt aus einer Rabbiner-Familie, seine Mutter war Henriette Marx, auch sie stammt aus einer jüdischen Familie, die sehr aktiv in der Gemeinde war. Der Vater musste, nachdem Trier 1816 preußisch wurde sich taufen lassen oder alternativ seinen Beruf aufgeben. Ehefrau und Kinder wurden später auch getauft. Die Familie lebte in dem Haus Brückenstraße 10 (damals Brückengasse 664) in den Jahren 1818/19 zur Miete und bezog dann ein eigenes Haus in der Simeongasse.

Das Haus, welches heute das Museum beherbergt wurde um 1550 erbaut und 1727 vom Kammerrat Johann Polch umgebaut, wobei die älteren Gebäude hinter dem Haus in den Neubau einbezogen wurden. An einigen Stellen im Museum sieht man noch Elemente der verschieden Umbauten durchscheinen. Ungefähr 150 Jahre später wurde wieder umgebaut, ein Stockwerk wurde aufgesetzt und ein Ladengeschäft eingebaut. 

Als Geburtshaus von Marx geriet es in Vergessenheit bis 1904 die Umzugsanzeige von Heinrich Marx in der Trierischen Zeitung gefunden wurde. Der Sozialdemokrat Friedrich Schnetter identifizierte das Haus und die SPD erwarb 1928 nach langen Bemühungen. Ab 1930 wurde es durch den Trierer Architekten Gustav Kasel renoviert, möglichst originalgetreu. Das führte zu einigen Rückbauten aber auch zum Einbringen von Elementen, die es in dem Haus so nicht gegeben hatte, wie Fachwerk im Innenhof und klassische Säulen. Die Arbeiten gingen langsam voran und die Eröffnung konnte nicht wie geplant zum 5. Mai 1931 stattfinden. Auch war das Haus anfangs nicht als Museum genutzt, obwohl durchaus begonnen wurde eine entsprechende Sammlung zusammenzustellen. Das Haus wurde zuerst von der SPD für eigene Zwecke genutzt, unter anderem war hier die Redaktion der Zeitung `Volkswacht´. Aber nur kurze Zeit später wurde das Objekt zwangsenteignet und wurde hier die NSDAP-Zeitung `Trierer Nationalblatt´ gedruckt. Im Frühjahr 1945 verließen die Nazis das Haus, und was nicht mitgenommen werden konnte, wurde zerstört. 

Nach dem Wiederaufbau wurde es 1947 nun doch endlich ein Museum über Karl Marx. Das Haus ist schön gestaltet und man kann nahezu alle Räume besichtigen, den kleinen Innenhof und den etwas größeren Garten. Nein, den Garten nicht, nicht heute, wegen des Wetters. Ich fragte, was denn mit dem Wetter wäre (herbstlich, Nieselregen und etwas Sonne, leichter Wind)? Ja, das wüßte die Dame am Empfang jetzt auch nicht und sie könne auch niemanden fragen. Sehr fragwürdig! Darum gibt es vom Garten und der Karl-Marx-Büste von Fritz Cremer nur ein paar Bilder aus der Ferne.

English version below




Historische Ansicht des Hauses Brückenstr 10 - historical view onto the house at Brückenstr 10
(Erklärung: dieses Bild gehört mir nicht, ich habe es im Netz gefunden, alle Rechte liegen beim Eigentümer. Disclaimer: I don’t own this picture, I found it online, all right belong to the owner) 



Das Haus während der Nazi-Zeit. The house during the Nazi period. (Erklärung wie oben, disclaimer like above) 

Das Haus nachdem es von den Nazis verlassen und zerstört wurde. The house after the nazis left and destroyed what the couldn’t take with them.










Karl-Jean Longuet, der Urgroßenkel von Karl Marx mit der Büste die er geschaffen hat. Karl-Jean Longuet, the great-grandson of Karl Marx with the bust he created of his ancestor 




Karl Marx‘ Lesesessel
Karl Marx‘s reading chair 





Garten mit Karl Marx Büste von Fritz Cremer 
Garden with Karl Marx bust by Fritz Cremer


It´s autumn, my time to travel, my main travel time, and the restriction due to Corona pandemic are limiting me in many ways. But I didn´t want to stay home all of my time off and was searching for alternatives to long-distance journeys. Somehow Trier came to my mind. Thinking of Trier, I thing about Porta Nigra, amphitheater and Roman Limes. I learned about that in school (class 6, G.D.R., my teacher was my mother). When I talked to my daughter about my plans, she said to her mind comes `vier, vier, vier - Trier´(four, four, four - Trier, in German it´s a rhyme) and she needs to laugh. And yes, I remember that embarrassing-ridiculous internet presence of four Neo-Nazis back in 2015, they wanted to protest against diversity, integration, tolerance and multiculti and everything what is not straight national German.

Now I´m her and since there will be more Nazis than Linke (Die Linke - left political party) in the German Bundestag after the last election, I feel the urge to visit first Karl Marx. The Romans need to wait.

Karl Marx was born in Trier, 1818, his father was Heinrich Marx, a lawyer from a Rabbi family, his mother was Henriette Marx, she too descend from a jewish family who played an active role in the community. After Trier became part of Prussia the father needs to decide to get baptised or give up his job. His wife and children got baptised later too. The family lived in the house Brückenstraße 10 (former Brückengasse 664) in the years 1818/19 and moved to their own house in Simeongasse later.

The building that houses the museum today was built around 1550 and in 1727 renewed by chamber council Johann Polch, and the older house behind the building were integrated into the reconstruction. There are some spots at the museum where one can see elements of former architecture looking through. About 150 years later another reconstruction took place, a new floor was added and a shop was build in the basement.

The birth house of Marx was completely forgotten until a move-in announcement of Heinrich Marx was found in the newspaper Trierische Zeitung in 1904. The social democrat Friedrich Schnetter later identified the house and the SPD (social democratic party) bought it in 1928 after hard efforts. In 1930 the Trier based architect Gustav Kasel starts to renew the house and try to rebuild the house like it was originally. The added floor was removed and the shop as well but also new elements were added which have never been in the house like timber-framing and Roman columns. It took way longer than expected and so the reopening could not take place on May 5th 1931. Also, the house wasn´t a museum in the beginning, even when there was already a small collection of item, but first it was used by the social democratic party as desk of their newspaper `Volkswacht´. Short time later the object was expropriated forcibly and now the Nazis used it to print their own newspaper `Trierer Nationalblatt´. In spring 1945 they left the building and what they couldn´t take away was destroyed.

After the reconstruction in 1947 it became finally a museum about Karl Marx. The house is well designed, nearly all rooms can be seen, as well as the small yard and the garden. No, not the garden, not today, because of weather outside, said the lady at the counter. I was wondering what might be wrong with the weather, fall-like, bit rainy, some sun beams, little wind? Seems the lady is wondering too, but no one there who can be asked. Very questionable! That´s why there a only some views from far from the garden and the bust of Karl Marx made by Fritz Cremer.



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