Montag, 17. Juli 2017

San Polo - Im Bauch des Fisches - Venezia - San Polo - In the fish's belly

Nachdem ich die Rialtobrücke verlassen habe, wird es plötzlich leer, oder leerer. Der Sestiere (sechste Teil - wie die Stadtbezirke hier heißen) San Polo hat seinen Namen von der Kirche San Paoplo Apostolo, eine der ältesten romanischen Kirchen der Stadt. San Polo ist der kleinste Bezirk, nur ca 34 Hektar, aber es ist der älteste Teil der Stadt und deren zweitgrößten Platz, den Campo San Polo. Hier befand sich einst das Herz der Stadt, der Rialto-Markt und im 9. Jahrhundert auch der erste Regierungssitz. Von den alten Gebäude hingegen ist keines mehr erhalten, sie fielen  in der Brandnacht vom 10. Januar 1514 den Flammen zum Opfer. Einzig die Kirche San Giacometto ist erhalten.
Auch hier gibt es noch vereinzelt Geschäfte, die Souvenirs verkaufen, aber nun erscheint die Stadt weniger touristisch. Ich bummle durch schmale Gassen und überquere unzählige Kanäle auf winzigen Brücken und gelange so zum Fischmarkt. Hier richt es sehr nach Fisch, aber nicht unangenehm, aber natürlich ist jetzt, am frühen Nachmittag, also nach 16 Uhr, kein Markt mehr. Die Möven verabreden sich darum vor dem Fischrestaurant. Der Fischmarkt ist ein Teil des Rialtomarktes, der heute Wochenmarkt ist und frisches Obst und Gemüse anbietet. 
Immer wieder erheben sich in den engen Gassen rieige Gotteshäuser, deren eindrucksvolle Größe nur bedingt zur Geltung kommt, da sie von Wohnhäusern völlig umbaut sind. An der Kirche San Giovanni Elemosinaria  (Johannes, der Almosenspender) wäre ich wahrscheinlich achtlos vorbei gegangen, wäre nicht der imposante Turm weithin sichtbar. Ein spätgotischer Glockenturm, allerdings sehr schlicht und streng in seiner Ausführung, sieht etwas orientalisch aus und auch wieder nicht. In der Kirche, deren Ursprung bis ins 9. Jahrhundert zurückreicht, gibt es Gemälde von Tizian zu sehen. Leider war geschlossen, vermutlich hatte der Herrgott Teepause. 
Nun kehre ich langsam zum Canale Grande zurück um ein Vaporetto zu besteigen, das mich weiter den Canale hinauffährt. Vorher besichtige ich noch die Kirche San Stae (venezianisch für Sant Eustach). Der Vorgängerbau datierte auch aus dem 9. Jahrhundert und hat oben erwähnten Brand nicht überstanden, von den Nachfolgebauten ist nichts erhalten, 1678 begann der radikalen Umbau der Kirche, samt Achsendrehung. Die pompöse barocke Fassade schaut heute auf den Kanal, die Kirche selbst ist eine dreischiffige Hallenkirche, mit Gemälden von Tipolo und den Gräbern verschiedener Dogen, unter anderem Albise Mocenigo II., dessen Spende die Neugestaltung der Fassade erst möglich gemacht hat. 
Da Gott universelle Teepause hält, ist auch diese Kirche geschlossen, und da kommt auch der Wasserbus der Linie 1, der mich nach Arsenal bringen wird...



                                                                  Campo San Polo 

                                                              San Giacometto 




















                                                                Mercato del Rialto - Fischmarkt am Rialtomarkt - Fish Market at Rialto Market












                                                   Glockenturm von San Giovanni Elemosinaria - Bell Tower of San Giovanni Elemosinaria 




                                                                 San Stae 

After I left Rialto Bridge behind me, it's getting empty, or at least a bit less crowded. The Siestere (the sixth part - the name of the wards here) San Polo was named after the church San Paolo Apostolo, one of the eldest Roman churches in town. San Polo is the smallest district, only about 34 hectares, but it's the oldest part of the city. Once it was the heart of the city with its market place, the Rialto Market and even the first seat of government was located here back in the 9th century. None of the old buildings remains, they all have been a prey of the flames in the fire night at January 10th in 1514, only the church San Giacometto survived. 
There are still some souvenir shops here, but mostly the city appears less touristic. I'm strolling through small lanes and are crossing little canals via tiny bridges and reach the Fish Market. It smells like fish here, but not bad, and of course, early afternoon, that means after 4pm, there isn't any market hold now. The seagulls will meet at the fish restaurant that's why. The Fish Market is a part of the Rialto Market, what is a weeklymarket today and offers fresh fruits and vegetables. 
From time to time huge churches, chapels and fanes are emerging, their size doesn't come into their own because they are surrounded by living houses. 
I guess, I would have passed the church San Giovanni Elemosinaria (John the almsgiver) without noticing if there wouldn't have been the impressive tower, to be seen already from far. A late gothic bell tower, but very plain and severe in its style, looks a bit Oriental and not at the same time. Inside the church, that was founded in the 9th century, are paintings from Tizian to be seen. Unfortunately it was closed, the almighty may had tea time. 
Slowly I return to the Canale Grande to catch a Vaporetto that will take me up the canal. But first I visit the church San Stae (Venetian for San Eustach). The predecessor building dated from the 9th century too and was destroyed in the big fire I mentioned above and from the successive buildings nothing left. In 1678 a radical change of the church building started, includes a turn of the axis, now the  pompous baroque front looks onto the Canale. The church itself is a three-aisled hall church, with paintings of Tipolo and tombs of some Duces, among them Albise Mocenigo II., who's donation did made the reconstruction of the front entry possible. And because the almighty does have an universal tea time, this church is closed too and over there my water bus nr 1 is coming to take me to Arsenal...




















Rialtobrücke - Venezia - Rialto Bridge

Wie versprochen, wir besuchen jetzt die Rialtobrücke. Ich habe meine Kreuzfahrt auf dem Canale Grande unterbrochen, um ein wenig zu Fuß zu gehen und fange mit eben jener Brücke an. Vermutlich ist sie das berühmteste Wahrzeichen der Stadt und sicher das bekannteste Fotomotiv. Vor 1100 gab es gar keine Brücke über den Canale, später gab es an jener strategisch günstigen Stelle mehrere Holzbrücken, nacheinander, zeitlich gesehen und im Jahr 1509 beschloss man, Nägel mit Köpfen, bzw. eine Brücke aus Stein zu bauen. Bereits 1588 hat man sich über die Finanzierung und den Architekten geeignet und los gings, 1591 war sie dann fertig.
Das Bauwerk ist fast 50 Meter lang und 22 Meter breit, allerdings ist der Brückenbogen nur knapp 30 Meter lang und die Pfeiler der Brücke (Widerlager) ruhen auf Pfahlrosten mit je 6000 gerammten Holzpfählen. Die Durchfahrtshöhe beträgt 7,50 Meter und somit kann man sich nie den Kopf an der Brücke stoßen, selbst wenn man im Boot steht. Generell liegt das Gebiet Rialto, das der Brücke ihren Namen gab, am höchsten in der Lagune und somit immer über dem mittleren Hochwasser. 
Sprechen wir vom Hochwasser, mir sind die vielen Holzbänke in der Stadt aufgefallen, die an vielen Stellen übereinander gestapelt an den Hauswänden standen und wie Sportgeräte aus dem Schulsport aussehen. Es hat etwas gedauert, bis ich in ihnen die kleinen mobilen Fußwege erkannte, die trotz Hochwasser, zusammen mit den Gummistiefeln, dafür sorgen, dass Bewohner und Besucher trockenen Fußes durch die Stadt kommen. 
Aber im Moment herrscht trockenes Wetter und ich erkunde jetzt mal die Brücke und bin ganz erstaunt, dass sie eine Einkaufsstraße ist. Ich hab etwas ähnliches in Erfurt in Thüringen gesehen, auch auf der Krämerbrücke kann man, während man den Fluss Gera überquert, einkaufen gehen (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Krämerbrücke). Die Rialtobrücke wirkt durch die Bögen, aus denen sie besteht, eher grazil und leicht und das steht im krassen Gegensatz zu der breiten Straßen mit zahlreichen Geschäften, als die sie erscheint, wenn man darüber geht. 
Am Scheitelpunkt des Bogens kann man zwischen den Gebäuden durchgehen und erreicht so das steinerne Geländer am Brückenrand und kann auf den Canale Grande schauen, also nach Anstehen und mit Wartezeit. Schnell ein Foto vom Ausblick und dann wegtreten, andere warten auch auf ihre Chance
Lange Zeit war die Rialtobrücke die einzige Brücke über den Canale Grande, bis 1854 die Ponte dell'Accademia gebaut wurde. Pläne zum Bau dieser Brücke, die Dorsoduro und San Marco miteinander verbinden soll, gab bereits seit dem 15. Jahrhundert. Und da regen wir in Berlin uns auf, dass der Flughafen ca 10 Jahre Verspätung haben wird. 







Erklärung: die vier oben gezeigten Bilder gehören mir nicht, ich habe sie im weltweiten Netz gefunden. Sie zeigen die Rialtobrücke 1494, 1694, 1882 und 1911/12

Disclaimer: I don't own the four previous pictures, but found them in the World Wide Web. They show the Rialto Bridge in 1494, 1694, 1882 and 1911/12.




























Like I promised before, we will visit now Rialto Bridge. I interrupted my cruise at Canale Grande for a stroll and will start with said bridge. Probably the most famous landmark of the city and surely the best know photo subject. Before the year 1100 there wasn't any bridge crossing the Canale Grande, later there were wooden ones at these strategically important point, several, one after the other. In 1509 they decided to make a real job and build a stone bridge as well. In 1588 they just finished all the discussions about money and who should do it and stuff and in 1591 the bridge was done. 
The building is about 50 meters long and 22 wide, but the the bridge's arch is just 30 meters wide and the abutments contain a pile structure with 6000 wooden piles in. The vertical clearance is about 7,50 meter, so you never can hit your head even while standing on a boat. Generally is the area of Rialto, after that the bridge was named, the highest area in the lagoon and therefore not effected by the average flood level. 
Talking about flood, I saw those wooden benches everywhere, piled up near walls, looking like devices from former school's sport lessons and it took me awhile to realise, those are the mobile pedestrian walkways, which,  along with the Wellington boots, making sure residents and visitors get from here to there with dry foot.
But it's not wet weather at the moment and I go to explore the bridge first and I'm surprised, it's a shopping street. I saw something similar in Erfurt/Thuringia, at Kramerbrücke too, you can do the shopping while crossing the river Gera (https://en.m.wikipedia.org/wiki/Krämerbrücke). The Rialto Bridge appears kind of gracile and light and that's the total opposite of what comes up when you enter the bride street with many shoppes.
At the highest point you can go through between two shops and have a look onto the Canale Grande while standing under the highest arch. But first you have to wait in line till other folks are done with their selfies. Hurry up with taking pictures of the Canale Grande and then step aside to give way for those, who are waiting too. 
Long time the Rialto Bridge was the only way to cross the canal, till 1854 the Ponte dell'Accademia was built. Plans to build a bridge to connect Dorsoduro and San Marco were already made in the 15th century. And we in Berlin are nagging when the airport comes along with some 10 years delay. 


Montag, 3. Juli 2017

Kreuzfahrt auf dem Canale Grande - Venezia - Cruising at Canale Grande


Venedig besteht aus Wasser, Brücken in allen Größen, kleinen Gassen und etwas größeren Straßen. Was es nicht gibt, ist Straßenverkehr, also motorisierter Straßenverkehr. Darum kann man auch keine Busrundfahrt machen, um die Stadt zu sehen. Aber es gibt die Wasserbusse, Vaporetti. Ich erwerbe ein Tagesticket für ca 20€, wenn ich mich recht entsinne und nun kann ich theoretisch 24 Stunden Wasserbusse fahren. Allerdings fährt nachts nichts. Egal, ich nehme den Vaporetto numero uno und lass mich die Strecke fahren, die ich am ersten Abend gelaufen bin, bis zur Rialto-Brücke. Da gehen einfach alle hin, also ich auch. 
Vom Wasser aus sieht die Stadt beinahe noch eindrucksvoller aus. Die Gebäude scheinen direkt aus der Lagune zu erwachsen, vor jedem Hauseingang gibt es hölzerne Pfähle im Wasser an denen Boote aller Art vertäut sind. Es gibt simple und schmucklosen Häuser und Paläste, die aussehen wie aus Stein geklöppelt. 
Aber die Stadt ist leer. Natürlich gibt es zahlreiche Touristen, aber es gibt kaum Leute, die alltäglichen Beschäftigungen nachgehen, die nichts mit dem Fremdenverkehr zu tun haben. Zeitweise habe ich den Eindruck, die Venezianer in Venedig sind nur hier, weil die Touristen behaust, gefüttert und transportiert werden müssen. 
Es wird viel darüber gesagt, dass der Tourismus Venedig zerstört. Ich habe den Eindruck, er hält die Stadt am Leben. Für die Einheimischen sind die Mieten unbezahlbar, die Instandhaltung der Häuser ist kompliziert und kostspielig und vielleicht ist das, was Venedig für Besucher so attraktiv macht, im Alltag eher lästig. Ich weiß es nicht wirklich. 
An der Rialto Brücke steige ich aus, um das Hinterland zu erkunden, aber dazu später mehr.
Eine Weile später steige ich ein paar Stationen nördlich wieder ein, meine eigene Hop-on-hop-off-Tour. Nun geht es zurück in Richtung Rialtobrücke und diesmal unterfahren wir sie, hui, schon sind wir durch. Weiter geht es in zum Markusplatz, vorbei am Dogenpalast und and der Kirche Santa Maria della Salute, die ich gestern besucht habe. 
Ich bin bei jeder Wasserfahrt, egal wo, immer beeindruckt, dass es trotz der Verkehrsdichte und dem scheinbaren Chaos keinerlei Zusammenstöße gibt. Ich weiß, es gibt Wasserstraßen, aber die sind ja nicht so deutlich zu sehen wie Straßen-straßen, jedenfalls für mich nicht. Und so wuselt alles hin und her, Vaporetti, die etwas kleineren Wassertaxis, Lastkähne, die alle Waren transportieren, Lebensmittel, Baustoffe, auch die Polizei fährt Boot in Venedig, und natürlich die typischen Gondeln, bewegt von Gondolieri, die eine Prüfung ablegen und eine Art Uniform tragen müssen, einen blau-weiß geringelten Pullover und einen Strohhut mit Band. Früher eine absolute Männerdomäne, seit 2009 gibt es auch eine Frau am Ruder. Eine Fahrt mit einer Gondel aber habe ich mir versagt, der Preis von 80€ für eine Stunde war mir dann doch zu teuer. 
Mein nächstes Ziel ist Arsenal, die verbotene Stadt. Gleich schauen wir, was es dort geheimnisvolles zu sehen gibt, bevor ich mich ein letztes Mal einschiffe, um in den Sonnenuntergang und in Richtung Accademica zu fahren, wo mein Hotel ist.


















































































In Venice they have water, bridges, tiny lanes and small streets, they don't have street traffic, motorized traffic. That means, one can't make a bus tour to explore the city. But there are water busses, Vaporetti. I get me a day ticket for something like 20€, if I remember it right and now I can use the vaporetto for 24 hours, only they don't work at night. Anyway, I take Vaporetto numero uno and it takes me all the way I already walked the first evening till Rialto Bride. Anybody comes here, so do I. 
Seem from the waterside, the city looks much more impressive. The buildings seem to raise directly out of the lagoon, in front of each entry are wooden poles in the water where boats are moored. There are plain and simple houses and palaces that look like stoney bobbin lace.
But the town is empty. Of course there are the tourists, but there aren't barely people doing every day stuff beside that one which is tourism related. From time to time I have the impression, the Venetians are here only to house, feed and transport the visitors. 
Often it is said, the tourism is destroying Venice, my idea is, it keeps Venice alive. For the natives the rents are prohibitive, the maintenance of the houses is complicated and expensive and maybe all that what is attractive for the tourists is a nuisance in the every day life. I can't really tell. 
I get off at Rialto Bridge to explore the outback, but later more about that. 
A time later and some stops more north I board again, making my own hop-on hop-off tour. Now it's going back to Rialto Bridge and this time we under cross it, in a jiffy we are through. And the journey continues up to Marcus Place, passing then the Doge's Palace and the cathedral Santa Maria della Salute, which I've seen already yesterday. 
At any water cruise, no matter where, im deeply impressed, that beside the density of traffic and apparently chaos there aren't any crashes. I know there are water-streets, but they aren't that clearly to be seen like street-streets, at least, not for me. And so everyone and everything is buzzing around, Vaporetti, the smaller water taxis, barges, used for transporting items of any kind, food, construction materials, even the police is coming by boat in Venice, and of course there are the Gondolas, operated by Gondolieri, who have to pass an examination and have to wear a kind of uniform, a blue and white striped shirt and a benjy wit a ribbon. An absolute male preserve, but since 2009 there is one lady at the oar. I refused to take a ride, 80€ for an hour is way to expensive for me. 
My next goal is Arsenal, the forbidden town, let's see what secret things are there to discover, before I enter the boat again for one last time to ride into the sunset and up to Accademia, where my hotel is.