Samstag, 20. November 2021

Quedlinburg 2012 - Eine Stadt - ein Denkmal — One Town - One Memorial

 Da ich meine, in Thale fast alles Interessante gesehen zu haben, fahre ich mal in die Nachbarschaft, bis nach Quedlinburg sind es 17 Minuten mit der Regionalbahn, die einzige Bahn, die während meines Urlaubs immer pünktlich war. 

In Quedlinburg war ich, als ich die Schule  abgeschlossen hatte und mit meiner Freundin eine Harzwanderung unternommen habe. Ich kann mich nicht an vieles erinnern, aber ich weiß, dass wir in Quedlinburg in ein altes Fachwerkhaus gegangen sind, welches verlassen, baufällig und unverschlossen war. Dort kam mir das erste Mal in den Sinn, dass die guten alten Zeiten zwar alt, aber gar nicht so gut gewesen sind. Das Häuschen war winzig, hatte zwei Räume im Erdgeschoss und zwei noch kleinere im Obergeschoss, und trotz der Umbauten, die es über viele Jahre erfahren hatte, konnte man noch erkennen, dass das Erdgeschoss aus einer Küche und einer Wohnstube bestand. Sanitäranlagen gab es in mittelalterlichen Häusern natürlich gar nicht. Wasser wurde am Brunnen geholt, wenn man Glück hat da hatte man einen hinterm Haus, Dusche fiel aus, weil noch nicht erfunden und zur Toilette ging man auf eine kleine Hütte im Hof, oder nachts auf den Nachttopf, welcher dann gerne am nächsten Tag aus dem Fenster entleert wurde. Wenn jemand unten laut geflucht hat, dann fiel einem ein, dass man vergessen hatte nachzuschauen, ob die Straße leer ist. 

Heute, fast 40 Jahre später, besteht Quedlinburg immer noch aus ganz vielen Fachwerkhäusern, genau genommen aus 2100 aus acht Jahrhunderten, aber keines ist mehr baufällig, verlassen und nicht abgeschlossen. Sicher ist das der Tatsache geschuldet, dass Quedlinburg seit dem Jahr 1994 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört, und somit das größte Flächendenkmal Deutschlands ist. Außerdem gibt es jetzt wesentlich mehr Geld als damals, also mehr Geld um Städte zu renovieren. Die alten Fachwerkhäuser, jedenfalls die, die ich gesehen habe, sind ausnahmslos renoviert oder restauriert und im Inneren den Bedürfnissen der heutigen Bewohner angepasst. An den Fassaden kann man sehr schön die unterschiedlichen Baustile und Ausführungen sehen, es gib Häuser, da ist das Fachwerk Gerüst um das Haus zu halten, es gibt Gebäude, da ist das Fachwerk zugleich Gestaltungselement. An vielen Häusern kann man sehen, wie seinerzeit versucht worden ist es, den Wohnraum zu vergrößern, mit jeder Etage wurde das Haus etwas breiter, so dass oftmals die folgende Etage etwas über die untere überhängt. Das kann den Bewohnern der 3.Etage eventuell 5 m² mehr Wohnung verschafft haben, oder den Vermieter mehr Mieter, denn es war ja plötzlich mehr Platz.

Zentraler Punkt in der Altstadt ist das Renaissance-Rathaus mit der Figur des Roland davor. Ein Roland vor dem Rathaus oder auf dem Marktplatz zeugt in deutschen Städten von dem Recht, Markt zu halten und der eigenen Gerichtsbarkeit.

Die Stadtplanung erscheint etwas planlos, wenn man den Stadtplan betrachtet und sehr malerisch und pittoresk, wenn man durch die Straßen, Gassen und über die kleinen Plätze wandert. Ist Quedlinburg einen Besuch wert? Unbedingt.


English version below 


































Rathaus mit Roland 
City Hall with Roland-Statue 


Since I saw all the places of interest in Thale, in my opinion, I go and check the neighbourhood. It’s 17 minutes by regionals train (the only type of train that was always on time during my vacation) and I’m in Quedlinburg.

I’ve been in Quedlinburg after I finished school and did a hiking trip to Harz with a friend of mine. I can’t remember many things, but what stuck in my head was, that we’ve seen an old half-timber house, abandoned, in a ruinous state and not locked. That was the first time in my life it came into my mind that the good old times may have been old, but not good. The house was so tiny, two rooms downstairs, two even smaller ones on the first floor and beside the many changes during the times, it was recognisable in the ground floor was a kitchen and a living room, of course there haven’t been any sanitary installations, water was taken from a well, if you were lucky, you had one in the backyard, shower didn’t happen, since it wasn’t even invented and when you need to go to the toilet, there was a little hut at the yard, or at night a chamber pot, that you empty in the morning, out of the windows. Heard someone swearing? You should have looked if the street is empty. 

Today, around 40 years later, Quedlinburg is still made of half-timbered houses, out of 2100 from eight centuries, to be precise, but none of them looks damaged, abandoned or unlocked. That’s surely because since 1994 is Quedlinburg part of UNESCO world cultural heritage and the largest heritage area in Germany. And there is more money now, more money to preserve old cities. All the old half-timbered houses, or at least all I saw, are renovated or reconstructed and adapted to the needs of their inhabitants. At the facades you can see the different styles and ways of construction, with some houses the frame-work is just the base for walls and roof, at other houses it’s additional a design element too. At many houses is to be seen, how they enlarged the space inside by enlarging the size of the next floor, so you see the next floor is often a bit wider than the lower one. That could give your apartment at 3rd floor 5 m² more space or added just more lodger to the place, since there was more space.

The middle of the city centre is the place with the renaissance style city hall with the statue of Roland in front of it. A Roland-Statue in German cities means, the city got the right to hold markets and have their own judges. 

The plans of the city look a bit planless when you look at the map, but very picturesque and charming when you are roaming through the little streets and lanes. Is Quedlinburg worth a visit? Absolutely. 

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