Mein Hotel, das Celestine im Stadtteil Minato rechnet ganz fest mit Besuchern, die sich die Stadt ansehen wollen, darum liegen in der Lobby Faltblätter und Stadtteilkarten aus. Eine nehme ich mir mir und laufe dann mal los, kurz in die U-Bahn eingetaucht und schon bin ich da, Shimbashi. Bin hier schon oft umgestiegen, aber noch nie ausgestiegen. Es gibt hier einen historischen Bahnhof, den suche ich jetzt mal, und da meist alles gut ausgeschildert ist, stehe ich auch relativ bald vor einem winzigen U-förmigen Gebäude, das zwischen den Wolkenkratzern fast verschwindet. Der alte Bahnhof von Shimbashi, ein Relikt aus der Meiji-Zeit. Und natürlich ist er nicht wirklich alt, sondern ein Nachbau, denn das Gebäude wurde 1923 beim Kantobeben zerstört. Aber das war erst später. Zuerst war der Bahnhof das erste westliche Gebäude in Tokyo, 1869 begann der Bau der Eisenbahnstrecke nach Yokohama und 1872 fuhr der erste Zug, an Bord der Meijikaiser, der war schließlich der, der das Ganze veranlasst hat. Das Streckennetz wurde ausgebaut, Hauptbahnhof wurde Tokyo Station (http://fraumb-far-far-away.blogspot.de/2012/01/am-hauptbahnhof-und-anders-wo-at.html) und in Shimbashi gab es eher so Güterverkehr. Nach dem großen Beben wurde wieder auf und neugebaut. In Japan wird ständig neugebaut. Habe in der Zeitung gelesen, dass jüngst ein Richter entschieden hat, dass der Eigentümer absolut das Recht hat ein 50 Jahre altes Gebäude abzureißen, weil es, naja, so alt ist. Da dachte ich so an die Pyramiden von Gizeh (ca 4630 Jahre), Notre Dame in Paris (ca 850 Jahre) die Marienkirche in Berlin (ca 720 Jahre), mein Wohnhaus (100 Jahre) und bin froh, dass der Wirkungskreis des Richters lokal beschränkt ist. Andererseits hat man beim vielen Umbau der Gegend die alten Fundamente wieder entdeckt und den Bahnhof wieder aufgebaut. Erdbebensicher, sicher ist sicher. Es gibt hier ein Museum, der Eintritt kostet nix, aber man darf auch nicht fotografieren. Etwas, dass mich immer wieder verwundert, dass das Land der Weltklasse-Kameras Angst vor dem Blitz hat. Aber jemand anders hat schon Fotos gemacht, und in ein Faltblatt drucken lassen und dieses wurde mir von der netten Dame am Einlass ausgehändigt.
Im oberen Stockwerk gibt es eine temporäre Ausstellung, zur Zeit geht es um Baseball. Mein Interesse an Sport jeglicher Art ist auf einer Skala von 1 bis 10 bei -5, also bin ich dann gleich mal wieder weg. Im Untergeschoss wird es dann doch noch interessant, man kann einen Blick auf die historischen Fundamente werfen. Es ist eine Ausstellung von Artefakten, die bei Ausgrabungen gefunden wurden mit kurzen Erklärungen über deren Verwendung. Neben dem Eingang gibt es einen Pub, der aber geschlossen war, und außen ein Replik des Null-Meilen-Pfosten.
Über die Zeit, als die erste Eisenbahn nach Yokohama fuhr, und die Japaner noch nicht so geübt im Umgang mit dem neuen Transportmittel waren, erzählt man sich folgende Anekdote: in Japan ist es üblich, vor betreten eines geschlossenen Raumes, die Schuhe auszuziehen. Das taten auch die Fahrgäste der Linie Tokyo-Yokohama und waren sehr verwirrt, als sie am Endbahnhof angelangt waren, und ihre Schuhe nicht mitgereist waren.
Heute sind natürlich alle fit im Umgang mit Zügen auf Schienen, und weil ich gerade in Shimbashi bin, fahre ich mit meinem Lieblingszug, der fährt nur auf einer Schiene und kommt ohne Fahrer aus. Diesmal sitze ich ganz hinten und sehe wie sich Station um Station von mir entfernt. Mein Ziel ist Odaiba, dort gibt es den einzig mir bekannten Strand in Tokyo und ich dachte, ich könne ja mal meine Füße ins Wasser hängen. Ich konnte auch Surfern zusehen, oder Eltern, die versuchten, ihre Kinder davon abzuhalten, mit Schuhen ins Wasser zu gehen, oder Leuten, die ihre Hunde ausfuhren und ich wollte den Sonnenuntergang sehen. Ist nämlich gar nicht so einfach im Sommer, es ist zu diesig. Und ja, die Sonne verschwand, und zwar hinter Wolken. Na dann verschwinde ich auch, und zwar im Café. Als ich wieder nach draußen gehe, ist es dunkel und die Lichtshow hat begonnen und ich fühle mich wie immer, hier, zur Weihnachtszeit.....
Erklärung: Die kleinen Fotos stammen von dem erwähnten Faltblatt. Sie gehören mir nicht. Alle Rechte liegen beim Besitzer. Die Anekdote stammt aus dem Buch: Labyrinth Tokyo von Axel Schwab
My hotel, 'Celestine' in Minato, Tokyo, reckons, there will be visitors, who wants to see the city and there for they offer in the lobby some maps and flyers. I take one and am on my way, short cut with the Metro and here I am - Shimbashi. I often transport here, but never got off and left the station. There is an old station hall here to be seen, and I'm looking for it now. Everything is well-signposted and soon I'm standing front of an U-shaped tiny building, that is nearly hidden among the skyscrapers around. The Old Station of Shimbashi, a relict of Meiji period. But in fact, it's not really old, but a replacement. The original building was lost after the big Kanto quake from 1923. But that was later. In the beginning the station hall was the first western style building in Tokyo at all. 1869 begun the construction of the first railway from Tokyo to Yokohama and 1872 the first train rode, onboard the Meiji Tenno, the one who started that whole thing. The route network was enlarged and Tokyo Central Station became the, hmm, central station (http://fraumb-far-far-away.blogspot.de/2012/01/am-hauptbahnhof-und-anders-wo-at.html) and Shimbashi was more for freight trains. After the big quake they was a lot of rebuilding and reconstruction, but in Japan is all time reconstruction. I read in a newspaper, that the other day a judge declared, that an owner had the absolute right to tear down a building that is 50 years old, because it's, err, that old. Made me chuckle and I thought about the pyramids of Gizeh (ca 4630 years) and Notre Dame in Paris (ca 850 years) and St. Marie's Church in Berlin (ca 720 years) and the house I'm living in (100 years) and I'm glad the action radius of those judge is locally limited. On the other side, during construction work the old basement of the station was rediscovered and the building built up again. Quakeproof, better safe than sorry. There is a museum here, and it's free, but it's not allowed to take pictures. That's something always strange to me, in a country with the world's best cameras they are afraid of the flash. But someone took already photos and put them on a flyer and it was given to me by the charming lady at the entrance.
In the first floor is a temporary exhibition, that time about Baseball. My interest in sports on a scale from 1 to 10 is by -5, so I can leave immediately. In the basement is everything about the railway, and it's interesting. You can have a look at the historic foundation and at a collection of artefacts found during the digging work, with explanation about their use. In the ground floor is a pub, but it was closed and out side it the Zero-Mile-Post to be seen.
From the time, the Japanese weren't already familiar with the use of trains the following anecdote is told: before entering a closed room you normally take your shoes off here in Japan, so did the people going on the train from Tokyo to Yokohama and when arrived at the last station they were confused, that the shoes didn't travel with them.
Today we all are professionals in train-use and because I'm already in Shimbashi, I take the train, that use only one track, the monorail, working without any driver and this time I'm taking the last seat and watch the stations disappearing one by one. I'm up for Odaiba, there is the only beach in Tokyo, as far as I know and I thought about bathing my feed in the river. I also watched surfers, and parents trying to stop their kids going into the water with their shoes left on, and people taking their dogs for a ride in strollers and I want to watch the sunset, not that easy this time around because it's mostly hazy. The sun disappears behind clouds and I disappear into a cafe. When I'm going outside again, it's already dark and the light show just started and it feels like Christmas, for me, it always feels like Christmas here....
Disclaimer: The small picture are not mine, they were taken from the above mentioned flyer. All rights belong to the owner. The anecdote was take from the book: Labyrinth Tokyo by Axel Schwab
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