Donnerstag, 10. November 2016

Ein Meer aus Bäumen - Aokigahara Jukai - A Sea of Trees

Heute wird es grün, ich will in den Wald. Passend dazu brauche ich die grüne Buslinie und schon denke ich sehnsuchtsvoll an die Busfahrerin von gestern zurück und an ihre Sprachkenntnisse. Als ich den Fahrer frage, wo ich in den anderen Bus umsteigen kann (change Bus) erklärt er mir, er hätte kein Wechselgeld (change). Au, Mann!
Aokigahara ist ein Wald am Fuße des Mount Fuji, an dessen Nordseite, etwas westlich des Saiko Sees und ca  35 m² groß. Soweit die Geographie, kurz und knackig. Und nun die Legenden: der Wald der Selbstmörder, inspiriert durch Werke des Schriftstellers Matsumoto Seichō, der sich gleich mehrerer seiner Protagonisten entledigte, in dem er sie in diesem Wald Suizid begehen ließ. Und manchmal folgt das Leben der Kunst, manchmal auch der Tod. Im Jahr 2003 wurden 105 Tote gefunden, im Jahr 2010 wurden 247 Suizidversuche registriert, 54 waren erfolgreich. Zum Vergleich, in Tokyos Bahnhöfen starben allein im Jahr 2008  388 Menschen. Inzwischen gibt es mehrere Hinweistafeln mit Telefonnummern der Seelsorge und Polizei und Feuerwhr suchen regelmäßig nach den Leichen. Außerdem gibt es hier Geister und ein mystisches Magnetfeld, das elektronische Geräte verwirrt.
Und nun komme ich. Wer es lieber spukig und gruselig und mysteriös mag, sollte hier aufhören zu lesen. 
Mein Wifi und mein Telefon arbeiteten ganz normal weiter und dass man nach wenigen Schritten im Wald steht, stimmt, dass man kurze Zeit später komplett die Orientierung verliert, verhindern schon allein die Wegweiser. Leider gab es hier keine Beschriftung in Romanji, die Fuji-Gegend ist noch nicht auf Touristen aus dem Ausland eingestellt. Der Wald ist sehr dicht und unwegsam, aber undurchdringlich, nö! Aber es gibt ja auch Leute, die auf einem Bahnsteig mit nur einem Ausgang die Orientierung verlieren. Vielleicht ist das eher eine Frage der Persönlichkeit. 
Der Wald ist schön. Ungezähmt und urwüchsig. Die Pfade sind eher schmal und angedeutet, nicht ausgewalzt oder gar betoniert. Und über weite Strecken hört man keinen Straßenverkehr, sondern nur die Vögel. Ich schwimme ganz allein in einem Meer aus Bäumen, bis es plötzlich laut wird. Kinder, die Krach machen. Schulklassen, auch hier in Uniform, alle tragen den gleichen Trainingsanzug, die gleichen Arbeitsblätter, die ähnlichen Bleistifte kreuzen meinen Weg. Sie erscheinen in kleinen Gruppen, ohne Erwachsene, sind höflich und grüßen und erledigen ihre Schulaufgaben. Faszinierend. Stelle mir gerade vor, wie das in Deutschland wäre, wenn Kindergruppen alleine durch den Wald streifen. Ist das heute überhaupt noch erlaubt? 
Neben den fleißigen Schülern gibt es andere Touristen, alle guter Laune und sehr lebendig. Bin auch sonst nichts gruseligen oder rätselhaftem begegnet. Als ich den Wald verlasse, stehe ich vor der Fledermaus-Höhle. Da muss ich rein. Ich mag Fledermäuse.
Am Eingang gibt es einen Helm, dann geht es ein Stück durch den Wald, diesmal auf befestigten und eingezäunten Wegen bis zum Einstieg in eine steinerne Caverne. Hier erklärt sich der Helm, die Decke ist extrem niedrig. Um es kurz zu machen, ich habe keine Flesermäuse gesehen. Als ich beim Verlassen des Geländes das anmerke, wird mir ein Faltblatt in die Hand gedrückt. Die Fledermäuse waren durch die Besucher so gestört, dass sie nahezu aus der Höhle verschwunden sind. Daraufhin wurde ein Zugang befestigt, alle anderen gesperrt. Die Fledermäuse und die Besucher sind nun konsequent getrennt. Aber die Höhle war durchaus interessant mit ihren erkalteten Lavaformationen. 
Zurück zum grünen Bus, Achtung eine Haltestelle für alle, nicht in den falschen einsteigen. Tat ich. Ich lass mich einmal um den Seiko See herumfahren und dann wieder zurück zum anderen Ende des Waldes. Dort gibt es noch die Wind- und die Eishöhle. Allerdings war ich etwas skeptisch, ob es dort wirklich Wind und Eis in den Höhlen gibt. Ich mag nochmal in den Wald. 
Allerdings finde ich diesmal den Einstieg in den schmalen Pfad nicht und nachdem ich ein wenig hin und her gelaufen bin, an der Stelle, an der laut bunter Touristenkarte der Wanderweg  beginnen soll, kommt ein Mann über die Straße gelaufen und fragt, ob ich Hilfe brauche. Er erklärt mir, das die Karte veraltet ist und er eine neuere hätte, und ob ich ein smartes Telefon hätte, um ein Foto zu machen. Er sagt mir, wo der Eingang ist und welche Nummern die Wegkreuzungen haben, die ich passieren muss, um am anderen Ende anzukommen. Hab mich gefragt, ob er den ganzen Tag dort auf verwirrte Touristen wartet, es war einfach zu gut getimet. Nun, bei Schreiben überlege ich, ob er vielleicht nicht wegen der Touristen da ist, sondern ein Teil der Hilfs- und Seelsorgeangebote ist, für die, die nicht wandern wollen. 
Nun finde ich auch bald den Weg in den Wald zurück und hier im südlichen Teil sind die Wege noch schmaler und unwegsamer. Manchmal kamen mit Szenen aus Mittelerde in den Sinn: Herr Frodo, ich frag mich, wer die Pfade gemacht hat und wofür.... Nun bin ich auch allein im Wald, die Schatten, so welche bis zum Boden durchdringen, werden länger. An manchen Stellen färbt sich das Ahornlaub rot, im späten November muss es hier toll aussehen. Es liegt eine ganz entspannte Stille über dem Wald, er ist wie ein großes Lebewesen, dass sich nun zur Ruhe begibt und den Feierabend genießt. Nach ungefähr einer halben Stunde habe ich das Baum-Meer durchschwommen und komme zum südwestlichen Ufer des Saiko Sees. Nun ist der Wald zu Ende, damit auch die Wegweiser. Straße oder noch weiter durch den Rest-Wald? Am See antlang. Ich umrunde ihn, denn auf der anderen Seite ist meine Bushaltestelle. Und nun bin ich sehr froh, dass ich nicht auf der Straße weiter geeangen bin, denn am Seeufer habe ich den für heute schönsten Blick auf den Fuji.

































































It's getting green today, I want to see the forest. Therefor I need the green bus line and soon I'm longing for the bus driver lady from yesterday and her language skills. When I was asking the driver, where I have to change (the bus), he told me, he got no change (money). Oh, dear! 
Aokigahara is a forest at the food of Mount Fuji at its north side, a bit western of lake Saiko, and about 35 m² wide. That's the geographic side, in a nutshell. And now the legends: it's the forest of suicedes, inspired by the novels of Matsumoto Seichō, who get rid of some of his characters by letting them kill themselves in exactly that forest. Sometimes life follows art and sometimes does death. In 2003 103 bodies have been found, in 2010 247 people tried to commit suicide and 54 made it. For the record in 2008 atTokyo's train stations 388 people died. Meanwhile there are many signs with phone numbers of pastoral care, and the fire brigade and police are searching for corpses frequently. Beside that are ghosts around here and a mystical magnetic field that disturbs electronical devices. And now I do come here. Everybody, who likes it spooky, scary and mysterious, should stop reading here.
My wifi and my phone did work properly all the times. After a short time, you are deep in the woods, that's true, and you become lost completely, nope, all the sign posts do make that impossible. Unfortunately there was no writing in Romaji, the whole Fuji area isn't yet ready for tourists from other countries. The forest is thick and wayless, but impenetrable, no way! But there are peeps losing there way at a station with only one exit, so maybe it's a question of personality. 
The forest is beautiful. Untamed and unspoiled. The paths are more small and implied, not rolled out or plastered. For a while I couldn't hear any street traffic, only birds. I'm swimming in a sea of trees until it's getting noisy suddenly. Kids, who make din. School kids, even here in uniform, all got the same tracksuit, the same worksheets, similiar pens crossing my path. They are on their own in small groups, no adults, are polite and saying hello and are doing their school work. That's fascinating. I try to imagine that scene in Germany, kids alone with no adults in the woods. No idea, if this is still permitted. 
Beside the diligent students there are other tourists, everyone in a good mood and alive. And there wasn't any creepy or mysterious stuff on the way. As I got out of the woods, I was standing in front of a bat cave. I have to go for it, I like bats. 
At the entry you get a helmet, then you go along a fixed and fenced path till you reach the entrance of a stoney cavern. Now the helmet makes sense, the ceiling is very low. To make it short, I haven't seen any bats at all. I was complaining about that a bit when I got back and I was handed over a flyer, that explained the whole affaire. The bats felt that disturbed by many unwanted visitors that they nearly completely left the cave. So they fixed one place as an entrance and blocked all the others. Now humans and bats are completely separated. But the cave was interesting anyway with their cold lava ways. 
Back to the green bus, but careful, it's only one bus stop, don't take the wrong direction. I did. I let me chauffeur around the lake and then to the south side of the forest. There is a wind and an ice cave. But now I'm sceptical if there is really wind or ice in those caves. I want the wood once more. 
But I can't find the entry into the small food path this time, and after going there and back a couple of times at the place where, like my colourful tourist map shows, the entry should be, a man comes over the street and ask if I do need help. He told me, my map is not up to date and if I got a smart telephone to take a picture. He told me, where to go into the forest and to check the numbers of the crossroads, to make sure I reach the end at the other side. I was wondering, if he is there the whole time to save confused tourists, it was too perfect timed. Now, while writing those lines, I think, he is maybe not for the visitors there in first place, but maybe a part of the pastoral help for those, who don't want to wander. 
Now I soon find the way back into the forest and here in the south part the paths are even smaller and undone. Sometimes I got Middle Earth in mind: Master Frodo, I do wonder, who made those paths and for whom... And now I'm alone here and the shadows, if they make it through the trees, getting longer. At some places the maple leaves are turning red, in late November it must look beautiful here. There is a relaxed silence upon the forest, it's like a big living creature that's coming to a rest now and enjoying time off. After about half an hour swimming through the tree-sea I reach the southwest banks of lake Saiko. Now the forest ended and so the signs. Do a take the road or the way along the lake. I choose  nature and walk a circle to the north side of the lake to the bus stop. And I'm happy, I didn't took the street to walk, because at the banks of the lake I got the most beautiful view on Mount Fuji today. 

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