Das Kloster war im wirklichen Leben ein Spital und nahm Kranke und Hilfsbedürftige aus Stralsund und der Umgebung auf. Erstmals erwähnt wurde es 1256, damals befand sich das Haus innerhalb der Stadtmauern. Im frühen 14. Jahrhundert wurde es in die Nähe des Hafens, heute Am Langenwall, außerhalb der Stadtmauern verlegt. Vermutlich war den Reichen und Schönen der Stadt das Klientel des Hospitals nicht ansehnlich genug. Wir wissen es nicht. Fakt ist, außerhalb der schützenden Stadtmauern war das Spital häufig Kanonenbeschuss, Belagerung, Plünderung und Zerstörung ausgesetzt. Überlege gerade, was man bei Kranken und Obdachlosen erbeuten konnte außer Krankheit und Elend.
Die Betreiber der Institution waren jedenfalls sehr stur oder erfüllt von grenzenlosem Gottvertrauen, sie gaben nicht auf und reparierten und bauen neu nach jedem Angriff. Zum Ende des Jahrhunderts wurde die Heilgeistkirche errichtet. Später, im 17. Jahrhundert, kam noch ein Fremdenhaus, genannt Elenden-Haus dazu, welches oben bereits erwähnt wurde. Die Idee, Fremde, also Besucher als Elende zu bezeichnen lässt viel Raum für philosophische Erwägungen oder man war einfach arm dran, weil man nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr durch die geschlossenen Stadttore gelassen wurde.
Das Geviert aus Kirche, Spital, Fremdenhaus und Wohnstätten bildete den Klosterkomplex, der gar kein Kloster war. Die Anlage war immer im kommunalen Besitz und Dienst. Allerdings gab es damals keine Trennung von Kirche und Staat, und Pflege und Wohlfahrt wurden mehrheitlich von der Kirche geleistet, darum ist die Namensgebung vielleicht doch nicht so verwirrend, wie sie auf den ersten Blick erscheint.
Das Hospital wuchs durch Spendengelder und hervorragendes Management und andere Häuser, Ländereien und später die Inseln Ummanz und Hiddensee wurden dazu gekauft. Die Anlage hat viele Zeiten überdauert und manchen Krieg überlebt, die DDR hätte sie beinahe nicht überstanden. Es gab kein Geld für Instandsetzung und Erhalt, und so verfielen die Bauwerke, wie übrigens große Teile der Innenstadt. Aber wie bereits in meinem Post über Potsdams Seitenstraßen (http://fraumb-far-far-away.blogspot.de/2016/09/potsdam-seitenstraen-side-roads.html) erwähnt, es hatte auch Vorteile, dass kein Geld da war. Niemand hat die Häuser entkernt und zwei Stockwerke draufgesetzt und als Luxuswohnungen verkauft, oder alles überdacht und ein Einkaufszentrum daraus gemacht. Viele architektonische Grenzwertigkeiten sind ostdeutschen Städten erspart geblieben. 1990 begann die Sanierung mit finanzieller Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Heute gehört der Komplex, wie Stralsund als Ganzes und Wismar zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Die Anlage ist heute liebevoll gestaltet und ein schöner Wohnort, wohnen im Denkmal gewissermaßen.
Gleich rechts neben der Toreinfahrt zum Kloster gelangt man in einen Hof mit einer Galerie, die mir merkwürdig bekannt vorkommt. Ich war mir während des Besuches nicht sicher, aber als ich einmal ums Quarre gelaufen bin, um auch die Kirche zu besichtigen, wurde mein Anfangsverdacht bestätigt. Ein Handzettel dort erwähnt, der Galeriegang des Rathauses ist nach dem Vorbild dessen aus der Heilgeistkirche entstanden. Erwischt!
Die Kirche ist klein und völlig versteckt nun im Sommer durch einen Mantel aus Weinranken. Jesus wird ja nachgesagt, er konnte aus Wasser Wein machen, aber die Menschen können aus Weinreben Wein machen, das ist doch auch gut.
Besonders gefallen hat mir das Portal mit der weißen Taube, die ihre Flügel ausbreitet, als wollte sie uns unter ihre Fittiche nehmen. Im Innenraum dominiert ein barocker Hochaltar, ein schöner Gegensatz zu der sonstigen Schlichtheit der Ausstattungen und den wuchtigen achteckigen Pfeilern, die das Kreuzgewölbe tragen. Schön sind die maritimen Elemente, etwa an den Türstürzen oder den schmiedeeisernen Kandelabern. Es gibt auch etwas Rokkoko, eine Spindeltreppe neben der Orgel und über dem Altar gibt es Glasfenster mit den Bildnissen vom Schwedenkönig Gustav Adolf und die Reformatoren Martin Luther und Christian Ketelhot, der aus Stralsund stammte.
Links neben dem Altar gab es eine kleine Nische mit einem Tisch, auf dem eine Art Gästebuch lag, darüber ein Zettel mit dem Hinweis, dass wenn es Dinge gäbe, um die man Gott bitten möchte, solle man das in dem Buch festhalten und die Gemeinde würde dann gemeinsam beten, um Gott dieses Anliegen nahezubringen. Bin mir nicht sicher, ob das so üblich ist. Vielleicht ist es auch nur nett gemeint, aber wenn man ein Anliegen an den Allerhöchsten hat, ist es dann nicht auch an jedem selbst, das zu Gehör zu bringen? Das hat mich schon ein wenig umgetrieben, sind wir als Gesellschaft nun so unselbständig, dass wir nicht mehr alleine 'Bitte' sagen können?
Ich mag die Kirche, sie hat etwas zauberhaftes, und ich denke an solchen Orten oft, wieviel die Steine, Schnitzereien, Malerein und Gegenstände erzählen können, wie lange sie schon da sind, lange, lange bevor ich da war,und dass sie noch sein werden, wenn ich nicht mehr bin. Und ob die Menschen, die sie schufen, daran dachten, dass sie sich ein Stück unsterblich machten...
Ich hab jetzt Lust auf mehr alte Sachen bekommen und besuche nun ein Kloster, das mal eines war und nun keines mehr ist. Ich gehe ins Stadtmuseum.
I had a tasty breakfast at the harbour with champagne and a view over the sea and instead of going back to the old town centre I walk off beaten paths and find on the right hand side of the port a russet (or is it terracotta nowadays?) painted pile, that arouse my curiosity. Over the entry is written - Kloster zum Heiligen Geist - Cloister of the Holy Spirit, but when I cross through the gate it appears more like a housing area. And right, there is another inscription, that says it's a living complex and a third one said The Miserable's House was re-erected in the year 1637.
The cloister was in real life a hospital and hosts sick and needy people from Stralsund and the surrounding areas. First time it was mentioned in 1256 and it was inside the city walls. In the early 14th century it was moved near the port, today the street Am Langenwall ( at the long rampart), outside the city. Maybe for the rich and beautiful in town the clients of the hospital weren't attractive enough. We don't know for sure. A matter of fact is, outside the protective walls the hospital was a target for canon fire, siege, sack and devastation. Just thinking, what exactly one can obtain from sick and poor people beside disease and misery.
The operators of that institution were either extremely stubborn or blessed with never ending trust in God, they never gave up, they repaired and rebuilt after every attack. At the end of said century the Heilgeistkirche (Church of the Holy Spirit) was built. Later, in the 17th century the above mentioned Miserable's House, a kind of guest house, was built. The idea, that strangers were called miserable leads to deep philosophical excursions, or may those visitors, who couldn't get into town by night, because the gates where closed, where just to pity.
The square of church, hospital, Miserable's House and living area made the whole cloister complexe, but in fact it was all time a municipal property and service. But back in time there was no separation of Church and State and taking care of the sick and poor was mostly a task of the church, so the affaire with the name isn't that confusing in the end.
The hospital grew because of donations and a great management and later other buildings, estates and even the islands Ummanz and Hiddensee have been aquired. The facility survived many times and some wars, it nearly didn't survive the G.D.R. There was no money for maintenance and re-newing and the buildings decayed, like huge parts of the old city. On the other hand, like I mentioned in my blog entry about Potsdam's side roads (http://fraumb-far-far-away.blogspot.de/2016/09/potsdam-seitenstraen-side-roads.html), there was an advantage in having no money too. No one gut the building, put two more storey on and sold them as luxury apartments, or put a roof on the whole complex and turned it into a shopping mall. Many architectonical questionableness have been spared to a lot of East German cities. 1990 begun the restauration with financial help of the Deutsche Stiftung Denkmalschutz (German Foundation for Monument Protection). Today the facility is, like Stralsund itself and Wismar part of the world cultural heritage of the UNESCO.
The complex today is fondly designed and a living space, living in a monument, quasi.
Behind the gate, right hand side you get into a yard with a gallery which seems oddly familiar to me. I wasn't sure while I was visiting, but after I walked around the corner to see the church, my initial suspicion was confirmed. There was a flyer saying, the gallery corridor of the town hall was designed like the one at the Church of the Holy Spirit. Busted!
The church is very small and hidden now in the summer time under a coat out of vine leaves. It's told, Jesus could turn water into vine, but people can turn grapes into vine, not that bad too.
I especially like the portal with the white dove on it, with open wings, like it want to take us under them. The interior is dominated by a huge baroque altar, what it a fine contrast to the simplicity of the decoration and the massive octagonal pillars which sustain the cross vault. Beautiful too the maritime elements like at the lintel or on the cast iron chandeliers. There is some Rokkoko too, at a spiral staircase near the organ. And the stain glass windows over the altar show the Sweden King Gustav Adolf and the Reformers Martin Luther and Christian Ketelhot, who came from Stralsund.
Left hand side from the altar is a small niche with a table and a guest book on and a paper says, if you have a special matter, what you want to ask God for, please write it down there in the book and the community will pray together to bring it near to the Lord. I'm not sure, if this is the usually way. Maybe they mean well, but if you have a special wish you want to ask God for, don't you have to do it by yourself? I was thinking awhile about that and if we live in a society where we are that dependent, that we are not able to say 'please' with out any help.
I like the church, it got something enchanting. I often think at such places how much the stones, the carvings, the paintings and the items could tell. That they've been here that long, so much longer than me, and they will be there still, when I be gone long time. And if those people, who created all that, thought about, the they became a bit immortal that way...
I'm now in the mood for more old things and will go and see a cloister which was real monastery, but isn't any longer. I go for the town museum.
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