Samstag, 20. Oktober 2018

Schloss Cecilienhof - Cecilienhof Castle

Nun endlich, nach 12 Schuljahren DDR-Geschichtsunterricht und 48 Jahren Wohnens in der Nähe, gelingt es mir, Schloss Cecilienhof zu besuchen. Aber, besser spät, als nie. Bin noch immer etwas euphorisiert von der fantastischen Führung, die ich gerade im Marmorpalais erlebt habe (https://fraumb-far-far-away.blogspot.com/2018/07/ganz-klassisch-das-marmorpalais-potsdam.html) und da ich generell optimistisch bin, erwarte ich hier Ähnliches. Achtung, Spoileralarm, ja, es wird toll.
Aber während für viele Besucher Potsdams das Marmorpalais nicht unbedingt unter den Top 5 der zu besuchenden Sehenswürdigkeiten steht, und da schließe ich mich gleich mal mit ein, gehört Cecilienhof unbedingt dazu. Also, es ist voll, sehr voll, Gruppen von Touristen aus aller Welt, manche erst am Morgen eingeflogen und alle wollen/müssen/sollen Geschichte tanken. Aber ich bin ganz tapfer und erwerbe eine Eintrittskarte und eine weitere Fotoerlaubnis. Diese kommt in Form eines Papierbändchens und soll gut sichtbar irgendwie an sich oder der eigenen Tasche befestigt werden, allerdings darf man damit nicht in den Regen kommen, weil das führt zur Auflösung des Papierchen. Außerdem wird mir ein Audioguide angeboten, ich bin allergisch auf Audioguides, ich mag mir ungern erzählen lassen, was ich sehen und denken soll, aber das Personal an der Kasse zeigt sich ob nörgelnder Besucher gänzlich unbeeindruckt und die beiden Kassierer meinten unisono, wenn‘s nicht gefällt, einfach ausschalten. Nehme also etwas grummelig meinen Kopfhörer in Empfang, schlängele mich durch Heerscharen von Besuchergruppen und darf als erstes eintreten, wenn die Räume für den nächsten Schwung Besucher geöffnet werden. 
Und schon kann ich den Vorteil meiner Kopfhörer deutlich erkennen, sie verhindern, dass ich die lauten Stimmen der verschiedenen Reiseleiter mithören muss und als Bonus sozusagen erfahre ich etwas über das Schloss. 
Wie bereits erwähnt, ist dieses letzte Hohenzollernschloß so eine Art Zwitterwesen, natürlich ist es architektonisch interessant und vermittelt auch heute noch einen Eindruck vom Leben des letzten Kaiserpaares, aber es ist zu allererst der Ort der Potsdamer Konferenz und in diesem Zusammenhang ist seine Geschichte als Haus eher unbedeutend. Diesem Umstand trägt das Tonband Rechnung, indem beide Teile separat besprochen werden, es werden immer erst Funktion und Bedeutung der Räume für die Potsdamer Konferenz besprochen und wer etwas über Geschichte von Schloss und Bewohnern lernen will, kann dann zusätzliche Informationen abfragen. Ich mag meinen Audioguide. Danke, liebe Leute an der Kasse.
Mit einer Schautafel der Familiengeschichte der letzten Bewohner beginnt der Rundgang und führt dann zuerst zum Frühstückszimmer der Kronprinzessin Cecilie, sie kam aus dem Norden und liebte die See, darum ist dieses Zimmer einer Schiffskabine nachempfunden worden, einer großen Kabine, auf einem luxuriösen Schiff. Außerdem ist das Schloss nach ihr benannt.
Anschließend gelangt man in den Weißen Salon. Dieser einstige Empfangs- und Repräsentationsraum wurde zu Zeiten der Potsdamer Konferenz zu einer Art Bankett- und Kultursaal umfunktioniert. In der ersten Woche der Konferenz war die Stimmung noch sehr entspannt, man feierte das Ende des Krieges und den Sieg der Anti-Hitler-Koalition. In den nachfolgenden Wochen wurde der Ton härter und unversöhnlicher und am Ende war niemanden mehr nach Feiern zu mute.
Durch diesen Weißen Salon gelangt man in das einstige Arbeits- und Musizierzimmer der Kronprinzessin Cecilie. Während der Konferenz war es Stalins Arbeitszimmer. Da die einzigen Bewohner bei ihrem Auszug allerlei Mobiliar mit sich nahmen, mussten für die Konferenz Schreibtische und Sitzmöbel herbeigeschafft werden. Historische Fotos in jedem Raum zeigen die vormalige Einrichtung. Stalin bestand auf sehr simpler Ausstattung, schließlich war er der Repräsentant des Arbeiter-und-Bauern-Staates. Dachte man damals...
Zurück durch den Weißen Salon, und nun gibt es Stau. Viele Reisegruppen tummeln sich vor dem Herzstück des Hauses, dem Ort, an dem die Potsdamer Konferenz stattfand, darum sind auch hier die langwierigsten Erklärungen der Reiseführer notwendig. Das gibt mir die Zeit aus den bodentiefen Fenstern über den Jungfernsee zu blicken. Es ist noch nicht solange her, da konnte man von diesen Fenstern aus die Berliner Mauer sehen. Das Symbol des Kalten Krieges schlechthin, der hier auf der Potsdamer Konferenz seinen Anfang nahm. Und all dieses Geschichtswissen steht in einem irgendwie bizarren Gegensatz zu dem wunderschönen Raum, gehalten in Weiß, Gold und Rot mit vielen schönen Schnitzereien, besonders an den Fensterlaibungen.
Weiter geht es in das große Wohnzimmer der kaiserlichen Familie. Groß ist eher untertrieben, es ist gigantisch und für mich erstaunlich, dass es wirklich als Wohnzimmer genutzt wurde, ein Tonnengewölbe als Decke, die Wände Fachwerk, komplett mit Empore für ein Orchester und riesiger Freitreppe in wuchtigem Danziger Barock, die hinauf ins Schlafzimmer führt. Die Schlafzimmer sind im Rahmen einer Führung zu besichtigen.
Von der Wohnzimmereinrichtung ist nichts erhalten geblieben. Für die Konferenz wurde ein sehr großer runder Tisch in Berlin gefertigt, an dem die Delegierten mit je zwei Beisitzern Platz nahmen. Hinter ihnen saßen die Dolmetscher und Sekretäre. Für die Sowietunion erschienen Stalin und sein Außenminister Molotow, für Großbritannien Churchill mit Eden als Außenminister und Truman als Präsident der USA mit Außenminister Byrnes. 
Wären die Konferenz tagte verlor Churchill in Großbritannien die Wahlen und wurde somit von Attlee abgelöst, der von Bevin als Außenminister begleitet wurde. 
Auch hier an den Wänden wieder etliche Schautafeln, die umfassend Auskunft über die Konferenz, ihre Vorgeschichte und ihre Folgen geben.
Genau wie Stalin hatten auch die anderen beiden Vertreter separate Arbeitszimmer. Die Teilnehmer betraten den Konferenzraum ausschließlich von ihren Arbeitszimmern kommend. 
Das ehemalige Raucher – und Arbeitszimmer des Kronprinzen wurde zum Arbeitszimmer für den amerikanischen Gesandten, die anschließende Bibliothek mit dem Frühstückszimmer, dem des Kronprinzen, war das Arbeitszimmer der britischen Delegation. So jedenfalls steht es in vielen Reiseführern. Aber, wahrscheinlich stimmt das so nicht. Bei der Auswertung alter Fotografien stellte sich heraus, dass es vermutlich umgekehrt war.
Also, Churchill im Raucherzimmer und Truman in der Bibliothek. Auch hier sind die Möbel nicht mehr Original, sondern wurden eigens für die Konferenz aus anderen Schlössern Potsdams und Umgebung herbeigeschafft.
Damit verbunden ist der eigentliche Grund, warum diese wichtige Konferenz nicht in der Reichshauptstadt abgehalten wurde, es gab, ganz simpel, kein passendes Gebäude, dass nicht zerstört war.
Neben den historischen Einblicken, die man hier gewinnt, kann man sich an vielen kleinen und schönen Details erfreuen, der Stuck an der Decke, die Bücherschränke und die Porzellansammlung im Frühstückszimmer. 
Mir aber haben es besonders die Lichtschalter angetan. Allerdings wusste ich anfangs gar nicht das Lichtschalter sind. Ich vermutete, es hätte irgendwas mit der Kontrolle der Räume zu tun, Sauerstoff, Luftfeuchtigkeit, so was in der Art. Aber da kam ein Engel zu mir, genau genommen Herr Engel, der hier arbeitet und seltsame Fragen von Leuten wie mir geduldig beantwortet, Besucher an seinem Wissen über Schloss Cecilienhof teilhaben lässt und aufpasst, dass nichts kaputt gemacht wird, oder gar jemand am Lichtschalter spielt. Die Schalter sind aus Glas und ich hätte sie bautechnisch nie am Beginn des letzten Jahrhunderts verortet. Interessant. Außerdem wies Herr Engel mich auf andere schöne Details außerhalb der historischen Räume hin, auf die Kaminwand in der Eingangshalle, den Einbauschrank mit Porzellannippes und die gusseisernen Haken im Hof, an denen vermutlich die Wäscheleinen gezogen worden. Wahrscheinlich. Aber vielleicht war der Hof auch der Auslauf für die Jagdhunde, oder man hat die Wäsche getrocknet, wenn die Hunde jagen waren, wir wissen es nicht genau. Aber genau wissen wir, dass auf den beiden prominentesten Schornsteinen, und Cecilienhof hat zahlreiche Rauchabzüge, die Wappen der Mark Brandenburg, der Adler und der Stier (oder ist es ein Ochse? Nein, kein Ochse, nicht potent genug) des Hauses Mecklenburg-Schwerin prangen, was die Verbindung von Wilhelm und Cecilie, respektive der Häuser, aus denen sie stammen, symbolisiert.
Damit ist der Rundgang durch das Museum Schloss Cecilienhof beendet, man verlässt das Gebäude durch einen Seiteneingang und hier prangen an den Wänden Zitate der Unterzeichner des Potsdamer Abkommens, diese sind eher bitter bis negativ, von der anfänglichen Erleichterung über den errungenen Sieg ist nicht viel geblieben. 
Nun gelangt man in den Hof, wo die bekannten Bilder der drei sitzenden Staatsmänner mit ihren hinter ihnen stehenden Außenministern entstanden sind, eines zu Beginn der Konferenz, eines am Ende. Das letzte Bild zeigt den Ort, an dem die Journalisten standen.
Und hier gleich die Erklärung: die historischen Fotos gehören mir nicht. Ich habe sie im Netz gefunden, und früher im Schulbuch. Alle Rechte liegen beim Eigentümer. 

English version below.








 Cecilienhof im Winter ohne Bepflanzung - der Rote Stern aus Geranien gehört zum Museum und darf nicht verändert werden - Cecilienhof in Winter without flowers, the Soviet Star made of red                                          flowers is content of the museum and must not be removed.






                          Das Schiffskabinen-Frühstückszimmer  -  The ship cabin breakfast room






Der Weiße Salon  -  The White Salon












                                                Stalins Arbeitszimmer - Stalin´s study


     Blick auf den Jungfernsee und ehemals auf die Berliner Mauer  -  View to lake Jungfernsee and                                                              formerly onto the Berlin Wall












                                             Churchills Arbeitszimmer - Churchill´s study



                                              Trumans Arbeitszimmer - Truman´s study











Die Lichtschalter  -  The light switches











                 Suchbild: Finde die schöne Laterne -  Search picture: find the beautiful lantern















Finally, after 12 years of lessons in history in G.D.R. schools and 48 years of living nearby I made it to Cecilienhof castle. Better late than never. I’m still euphoric about the fantastic guidance at Marble Palace (https://fraumb-far-far-away.blogspot.com/2018/07/ganz-klassisch-das-marmorpalais-potsdam.html) and because I’m generally an optimistic person, I expect something great here too. Spoiler alert: it will be. 
But for many visitors the Marble Palace isn’t among the top 5 of Potsdam’s castles, and I can include myself here too, but Cecilienhof is it definitely. That means, it’s crowded. Very crowded. Groups of tourists and visitors from all over the world, some just arrived by plane in Berlin and all have to/want to/shall dive into history. But I’m brave, I get me a ticket and another photo permission, that comes along as a paper badge and you have to attach it to yourself or your bag visible, careful if you walk along with it and it’s raining, the tiny paper won’t survive that. And they offered me an audio guide, I’m allergic of audio guides, I don’t like when I’ve been told what to see and what to think, but the staff at the register is totally unimpressed by nagging customers and tell me unisono: you don’t like it? Turn it off! So I’m taking grumpy my headphones and meander through bulks of people and can enter first when the doors open again for a new wave of visitors.
And suddenly I realise the advantage of my headphones, they distract me from hearing several tourist guides speaking at the same time in different languages and as a bonus I’ll learn a lot about the castle. 
Like I mentioned before, the last castle ever built by the Hohenzollern is a kind of hybrid, of course it’s interesting architecture wise and gives a good insight about a royal household in the first two decades of the last century, but first at all its the place of the Potsdam Conference and in the light of that, the history of the building is of minor matter. The tape takes that into account by commenting on both aspects separately. First everything about the conference will be told and if one is interested in the royal castle, just switch to furthermore information. I love my audio guide, thanks dear people at the entry. 
With a wall board of the history of the last inhabitants the route starts and then first you see the breakfast-room of crown princess Cecilie, she came from the north and loved the sea and the room is made like a ship cabin, a big cabin on a luxury ship. Plus the castle is named after her.
After that you reach the White Salon. The former reception room was during the Potsdam Conference a dining and music hall. In the first week the spirit was high, everyone was grateful that the war was over and they celebrated the victory of the Anti-Hitler-Coalition. In the following weeks the talking was more stern and unconciliable and in the end no one was in the mood for dinner and music anymore.
Through the White Salon you go into the former study and music room of crown princess Cecilie and that became the study of Stalin the head of the Soviet delegation. The former inhabitants took most of the interior with them when they abandoned the castle, so no original furniture is here anymore. Historic pictures show how it looked in former times. But now they need to find desks and chairs for the new users. Stalin did ask for very a simple and frugal equipment, he was the leader of the worker-and-farmer-state, or at least, we though he was...
Back to the White Salon and then all the doorways are blocked, because all the guided groups want to enter the very heart of the place, the room of the Potsdam Conference and long explanations are necessary here. That gives me time to watch closer in the White Salon and enjoy the view out of the big windows to the lake Jungfernsee and not long ago you did had a view onto the Berlin Wall too, the best known symbol of the Cold War, a period that started right here the the conference. And all the knowledge of history and personal experience and the beauty of the room in white, gold and red with its lovely carvings especially at the window flannings, it’s a kind of bizarre contradiction. 
On we go, into the big sitting room of the royal family. I said big? That’s an understatement, it’s huge and it’s strange to me, they really used it as a living room, a barrel vault as a ceiling, the walls all timber frame, complete with a gallery for an orchestra and giant stairway made of bulky Danzig Baroque that leads to the master bedroom and can be visit during a guided tour. 
From the Interior nothing left and for the conference a huge round table was build by a carpenter in Berlin. Here the delegates took their seats, the leader with two assistants at the table and in the back the interpreters and secretaries. For the Soviet Union came Stalin with Molotow as his minister of foreign affairs, for Great Britain Churchill with Eden and for the USA Truman with Byrnes as minister of foreign affairs. 
During the conference an election took place in Great Britain and Churchill lost it and was replaced by Attlee as the new prime minister and he came with Bevin as the new minister for foreign affairs. 
Here again at the walls boards with interesting details about the conference and the history that leads to it and what happened as the results. 
Like Stalin the other representatives got their own studies. The participants entered the conference hall only from their studies. 
The former smoking room and study of the crown prince became the room of the American delegation and the library and breakfast room, the one of the prince, was turned into the British study. That’s how it’s written in the books. But, maybe they are wrong, according to old photographs it’s exactly opposite, Churchill at the smoking room, Truman in the library. Here too, the furniture was brought in from other castles in and around Potsdam. 
And that was the real reason why that important conference didn’t took place in Berlin, the capital of Germany, they simply couldn’t find a building big enough that wasn’t destroyed.
Beside the historical information one gets, one can enjoy so many beautiful details, the moulding at the ceilings, the book shelves, the porcelain collection at the breakfast room.
I especially like the light switch, but in the beginning, I didn’t know, those are switches, I thought, those are devices to control air or moist in the rooms, or stuff like. But then, an angel came to me, to be precise Mister Engel (Engel <germ.> angel), he ist working here, answers weird  questions like mine with a lot of patience, shares his knowledge about  Cecilienhof with all the visitors and makes sure, you don’t break something and don’t turn the light switches. The switches are made of glass and design wise I never would have thought they belong in the beginning of the last century. Really interesting. And Mister Engel showed me some more beautiful details outside of the historical path, like the fire place with a wooden mantelpiece that covers the whole wall, the collection of porcelain bibelots and the cast iron hooks in the yard, maybe used to put the clothing lines on them. Likely. But could also be the yard was a free run for the hounds, or they did dry the laundry while the hounds were hunting, who knows. But it’s clearly that at the both most prominent chimneys, there are some many here, but those are the biggest,  are the crests of Mark Brandenburg, an eagle and a bull (or is it an ox? No, no ox, not potent enough) for the House of Mecklenburg-Schwerin, as a symbol of the connection of Wilhelm and Cecilie, or better of the Families or Houses they came from. 
And so the tour through the museum of Cecilienhof castle comes to an end, one leaves the building through a side door and in the small hall way at the wall are quotations displayed, words spoken of those who signed the Potsdamer Abkommen (Potsdam Agreement), words of bitterness and negativity, nothing left of the relief of the victory of war.
Now one can enter the yard, where the famous pictures of the three statesmen and their ministers were taken, one at the begin of the conference, one at the end and the last picture shows the place where the journalists have be standing to take the pictures. 
And here the disclaimer: I don’t own the historical pictures, I found them at the internet, and before in my textbook in school, all rights belong to the owner.

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