Freitag, 26. Oktober 2018

Russland in Potsdam - Alexandrowka - Russia in Potsdam

Am Fuße des Pfingstberg befindet sich ein anderes kunsthistorisch Juwel, von denen es so viele gibt in und um Potsdam, die Alexandrowka. Man fühlt sich in ein russisches Märchen versetzt und ich war versucht, nachzuschauen, ob eines der Holzhäuser auf einem Hühnerbein steht. Aber, keine Baba Jaga weit und breit und auch keine Märchenerzählerin, die sich aus dem Fenster lehnt und von armen Bauernmädchen erzählt, die von Prinzen auf weißen Pferden und so weiter.
Die Realität ist, wie meist, nüchtern und profan, 1806 wurde das preußische Heer in der Schlacht von Jena und Auerstedt geschlagen, vernichtend. Preußen musste sich daraufhin von seinen Verbündeten abwenden und sich gegen sie stellen, d.h. ein Zwangsbündnis mit Frankreich gegen Russland eingehen und so kamen russische Kriegsgefangene nach Potsdam. Tausende wurden gefangen genommen und 62 davon kamen 1812 hierher. Später bildeten einige von ihnen einen Chor und wurden formell dem 1. Preußischen Garderegiment unterstellt. Das Zwangsbündnis hielt nicht lange und die ehemaligen Gefangenen wurden auf Wunsch des preußischen Königs in ein eigenes Regiment eingegliedert, ehemalige Kriegsgefangene und preußische Deserteure kämpften nun gemeinsam gegen Napoleon und der Chor sang im Heerlager zu ihrer Unterhaltung. 
Im Jahr 1825 starb Zar Alexander I. und Friedrich Wilhelm III. erließ die Order für die noch verbliebenen zwölf Sänger des Chores eine Wohnstätte zu errichten. Namenspatron  war der verstorbene russische Herrscher, den eine lange Freundschaft mit dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. verband. 
Im Jahr 1827 zogen die Bewohner in die vollständig möblierten Häuser ein. Es sind hölzerne Bauernhäuser mit Halbbalkenverschalung und reichlich Schnitzereien. Zu jedem Haus gehört ein großer Obstgarten und das war auch die Aufgabe der Bewohner, eine Art bäuerliche Wirtschaft und Obstanbau zu betreiben. 
Das Areal hat den Grundriss eines Hippodrom und wird von einem Andreaskreuz durchzogen. Gestalter war auch hier wieder Peter Joseph Lenné. 
Im Mittelpunkt der Anlage, also in der Mitte des Kreuzes, befindet sich ein Brunnen und hier stand das Haus des Feldwebels, das einzig dreigeschossige Gebäude, alle anderen sind ein und zweistöckig. 
Die gesamte Anlage gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO und wird von den Bewohnern gehegt und gepflegt, es gibt wunderschöne Blumen- und Obstgärten und auch die Häuser sehen traumhaft schön und irgendwie pittoresk aus.
Fast alle Häuser befinden sich in Privatbesitz, im Haus Nr 2 gibt es das Museum, dass ausgiebig über die Geschichte der Kolonie informiert und im Haus 1 befindet sich die russische Teestube, hier gibt es russische Spezialitäten zu essen und zu trinken. Ratschlag von mir: hingehen! Es ist so lecker und die Atmosphäre und die Bedienung so charmant. 
Unweit der Obstplantage mit den schönen Häusern befindet sich eine kleine Kirche, die Alexander-Newski-Gedächtniskirche, russisch-orthodox, die so winzig ist, dass der Gottesdienst im Stehen abgehalten wird, weil kein Platz für Stühle ist. Sie kann besichtigt werden, aber fotografieren ist nicht erlaubt. 
Allerdings gibt es schöne Postkarten zu kaufen und viele andereDevotionalien. Besonders beeindrucken sind hier die vielen Ikonenbilder. 

English version below
 







































At the base of the Pfingstberg hill we find another art-historic juwel, like there are so many in and around Potsdam, the Alexandrowka. It’s like one was dropped into a Russian fairytale and I was about to check if one of the houses stands on a chicken leg. But no Baba Jaga to be seen and no old storyteller lady looking out of a window telling tales of poor farmer girls and noble men on white horses and stuff. 
Reality is sober and prosaic, like often, 1806 the Prussian Army was drubbed at the battle of Jena and Auerstedt by Napoleon. After that the Prussians had to turn away from their former allies and had to fight with France against Russia. So thousands of Russian war prisoners came here and 62 of them to Potsdam in 1812. A bit later some of them formed a choir and belongs official to the 1. Prussian Guards Regiment. The alliance with France didn’t last long and the former prisoner of war formed together with Prussian deserters an regiment and fought against Napoleon and after they got entertained by the choir. 
In 1825 the Russian Csar Aleksander I. passend away and king Friedrich Wilhelm III gave Order to build a living place for the twelve still in Potsdam remaining singers of the choir. The colony was named after the late Csar who was along time friend of the Prussian king. In 1827 the new inhabitants moved in the furnished houses. Those are wooden farm houses with half timbered planking and lavish ornaments. To each house belongs a big orchard and that was the duty of the inhabitants, farming and gardening. 
The area is shaped like a hippodrome with a saltire inside, the the crossroads we find a well and there was the house of the sergeant, the only one with three floors, all the others are two or one storey buildings. 
The whole place belongs the the world cultural heritage of the UNESCO and is very well maintained by the owners, there are beautiful flowers and fruit gardens and the houses look so beautiful and somehow picturesque. 
Nearly all houses are private owned, in Nr.2 is the museum about the history of the colony with a lot of explanations and pictures and in Nr.1 we find the Russian tea house and restaurant. My advice: go there! It’s so yummy and the atmosphere and waiters are so charming. 
Not far from the orchards and houses we find a small church, the Alexander-Nevski-Memorial-Church, a Russian-Orthodox one, so tiny that people have to stand during the service, because there is no space for chairs. It can be visited, but no pictures must be taken. They sell nice postcards instead and other devotional items. Very beautiful are the many icon paintings. 

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