War Dejima das Schlüsselloch, durch das die Welt auf Japan schauen konnte, so wurde die Ansiedlung auf den Hügeln an den Werften so etwas wie Klein-Europa. Hierher kamen die Händler, Reeder, Kapitäne zur See, Lehrer, Ingenieure, Missionare. Nicht alle ließen sich hier an exponierter Stelle nieder, einige Bauten wurden hierher verbracht und bilden, ähnlich wie Dejima, heute ein schönes Freiluftmuseum, in einem malerischen Garten gelegen mit viel Exkurs in die Geschichte Japans und auch interessanten Neuigkeiten über europäische Geschichte.
Man muss ein wenig hügelan steigen, ein Ticket lösen und dann gibt es die Rolltreppe, die auf den Berg hoch fährt, sehr sinnreich, Japan ist ein Land von Senioren. Und natürlich gibt es auch hier wieder die körperlose Stimme, die vor den Unwägbarkeiten einer elektrisch bewegten Treppe warnt. Wie hab ich bis jetzt nur überlebt, hier in D.
Der Rundgang beginnt mit einem großen zweistöckigen Haus, ich tippe mal, Südstaaten-Kolonialstil, das ganz majestätisch über dem ganzen Garten thront, aber dessen vormalige Bestimmung eher praktischer Natur war, es gehörte den Mitsubishi Docks und war Gasthaus für Schiffsbesatzungen, während die Schiffe in der Werft überholt worden. Von der Terrasse aus hat man einen grandiosen Blick über die Stadt und den Hafen, und auf den großen Pool mit den riesigen Kois, und der Katze, die wenn sie sich schon kein Sushi angeln kann, dann wenigstens einen Drink nimmt, und tolle Aussicht hin und historische Bauwerke her, alle mussten erstmal die Mieze fotografieren, ich auch. Im Haus selber sind einige Artefakte und Kleidung ausgestellt, die die Ausländer so mitbrachten, Schreibmaschine und Rollpult, und die Abendtoilette für sie und ihn.
Nun geht's hangabwärts, immer begleitet von schottischer Folklore mit Dudelsack, aber eher dezent und als Untermalung, irgendwie passend. Ich treffe ein Wärterhäuschen, es gehörte zum Nagasaki Handels College, und ist später hierher umgesiedelt, und architektonisch eine Mischung aus Ost und West, westliche Dekoration und japanische Papier-Schiebetüren.
Nun komme ich zum Haus der Familie Walker. In vielen Publikationen im Netz wird immer von Häusern im Kolonialstil gesprochen, ich meine, dass trifft es nicht wirklich. Die Gebäude sind eine Mischung aus Ost und West, aber eben nicht aus japanischem und Westlichen Stil, sondern entsprechen eher den Häusern, die sich westliche Händler in Hongkong oder Shanghai erbauen ließen und ebenso wie Waren und Know-how nach Japan importierten. Und Japan war nie eine Kolonie, die Europäer hier und Amerikaner in Yokohama kamen als gleichberechtigte Handelspartner, nicht als Kolonisatoren. Es sind meist einstöckige Bungalows mit Salon, Wohnraum, Schlafzimmern und Küche. Im Walker-Haus lebte Robert Walker Jr. mit Familie. Das Haus stand einst am Fuße des Hügels in der Nähe der Oura Kirche und wurde bis zum Tod Walkers im Jahr 1958 bewohnt und von seiner Witwe der Stadt vererbt. Die Walkers waren eine Unternehmerfamilie, Schiffskapitäne, Händler, neben oben erwähnten Robert waren auch sein Vater Robert und sein Onkel Wilson in Nagasaki tätig. Das Haus ist nicht so riesig, wie die Familie des Unternehmers, gut, dass es einen großen Garten gab, der konnte als fünftes Zimmer gelten.
Ein Stück die Straße runter findet sich die offizielle Residenz des Leiter des Bezirksgerichts von Nagasaki, heute ist es ein Kostümverleih. Hier darf die geneigte Besucherin, der werte Besucher nun den Kimono gegen was westliches tauschen, es gibt Kleider im Biedermeier- und viktorianischen Stil, sowie Uniformen, die ich keiner mir bekannten Armee zuordnen konnte, oder Matrosenanzüge für groß und Klein, sowie Frack und Zylinder für den Herrn, der es elegant mag. Und hier und da begegne ich im Park kostümierten Besuchern. Hab ein bisschen sinniert, ob die Geschäftsidee bei uns funktionieren würde, aber, nö, eher nicht.
Ich finde, es wird Zeit für einen Kaffee, und sieh' da, das Jiyu-Tei Restaurant, ehemals im Bezirk Umamatchi gelegen, von Jokichi Kusano zum Ende der Edozeit eröffnet. Er hat auf Dejima von Holländern gelernt und so seine Kochkünste perfektioniert. In der zweiten Etage gibt es ein Café mit gläsernen Kaffeebereitern aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert. Sehr lecker, das Ganze.
Und dem Restaurant gegenüber stehen Puccini und Madame Butterfly, also Tamaki Miura, die in der Rolle berühmt wurde, die Oper spielt bekanntlich in Nagasaki, in genau der Gegend am Hafen, in einem Haus ähnlich dem nächsten,
Dem Butterfly-Haus. Es ist die Residenz von Thomas Blake Glover und seiner Frau Tsuru. Das Glover Haus, nachdem der ganze Ort benannt ist, und das nicht von woanders her hierher versetzt wurde. Es wurde auch das Pinienhaus genannt, nach der einzelnen große Pinie, die einst vor dem Haus stand. Glover war ein Tausendsassa, geboren 1838 im Nordosten Schottlands als Sohn eines Offiziers der Küstenwache, später zog die Familie in die Nähe von Aberdeen, dort besuchte Glover die Volksschule und trat dann in ein Handelskontor ein. 1859 reiste er erstmals nach Shanghai, handelte mit Tee und gründete zwei Jahre später seine erste eigene Firma, und dann ging es Schlag auf Schlag. In London traf er Abgesandte des Meijikaisers, die sich mit westlichen Technologien vertraut machen sollten, er brachte die erste Dampflok nach Japan, war als Reeder, Händler, Kapitän, Bierbrauer, aktiv, erfolgreich und überall respektiert. Seine Frau Tsuru war in erster Ehe mit einem Samurai verheiratet und hat zeitweilig in ihrem Haus junge Loyalisten, die gegen das Shogunat rebellierten, versteckt. Das Haus ist das älteste der Ausländerhäuser, erbaut 1863 und hat die Form eines Kleeblatts, und keinen Hauteingang. Es ist reich möbliert und zeigt Artefakte, die Glover oder seiner Frau gehört haben, sowie etliche Fotos der beiden. Die Küche ist mit roten Ziegeln gepflastert, die aussehen wie Konnyaku, einer geléeartigen japanischen Speise. Ob sie wohl genauso weich sind? Nein, hart wie Stein. Für uns eine seltsame Frage, aber 1860 bestanden Wohnhäuser in Japan aus Holz und Papier, die Urakamikirche aus roten Ziegeln gab es noch nicht und Stein wurde nur für den Bau von Burgen verwandt. Das fällt mir gerade auf, es gibt keine Burg in Nagasaki. Interessant! Sehr speziell auch der Spiegel über dem Kamin, in dem man sein Gesicht nicht sehen kann, außer man ist 2,30 Meter groß, dann klappt's. Also eher was zur Deko, das Teil. Und vor dem Haus die Terasse und ein kleiner japanischer Garten mit einem kolossalen Ausblick auf die Stadt und die Bucht und die Hafenanlagen. Schön hat er es gehabt, der Herr Glover.
Dann will ich noch schauen, wie seine Nachbarn und Mitstreiter, Herr Ringer und Herr Alt so wohnten. Vorbei geht es an einem Stück von Japans ältester Asphaltstraße, die einst vom Sohn von Thomas Glover angelegt wurde. Das Ringer-Haus ist das jüngste der Häuser, ein Bungalow, an drei Seiten umgeben von einer Veranda aus Granit, welcher eigens aus Wladiwostok eingeführt wurde. Innen eine Ausstellung von Kimonos und alte Fotografien, die die Geschäftsleute Glover, Ringer und Alt, sowie deren Familien und Geschäftspartner zeigen. Das Haus war fast 80 Jahre lang von der Familie bewohnt, der Sohn des Erbauers, Sydney Ringer verkaufte es der Stadt bevor er 1965 in den Ruhestand ging und nach England zurückkehrte.
Das Haus der Familie Alt, auch sie wie die Ringers, Händler aus England, ist eher eine Residenz. Es ist auch das größte der Häuser hier. Auch das Interieur ist hier anders, eher aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts, manches vielleicht aus den 30er Jahren. Die Sensation, für japanische Verhältnisse, und darum extra aus gewiesen, eine Dusche. Und auch hier wieder ein atemberaubender Blick über die Bucht und die Stadt und die ersten Kirschblüten, Moment, ich schau nochmal auf mein Telefon, jawoll, es ist der 9. Januar.
Etwas abseits gibt es noch die Steele Memorial School, eine Missionarsschule, eine der vielen in Nagasaki, auch dieses Gebäude ist umgezogen, es stand einstmals am Hollander-Slope, mehr stadteinwärts, in Richtung Chinatown. Heute ist es eine Art Schifffahrtsmuseum, besonders interessant fand ich die Bank mit den breiten Armlehnen. Ob man die wohl als eine Art Schreibpult benutzt hat?
Und da ist auch wieder die Katze, die vorhin im Koi-Pool fischen wollte, ich sag dann mal Tschüss, Katze, und sayonara Glover Garden.
Am Ausgang wird es dann doch wieder japanisch, neben dem obligatorischen Museumsshop gibt es eine große Halle, in der die riesigen Prozessionswagen geparkt werden, die während der verschiedenen Festivals durch die Straßen fahren, viel bunt, viel Dekoration, viel Drache und ein Seeadler. Bin zurück aus Europa und hab jetzt Lust auf China.
When Dejima was the key hole, through that the whole world was looking into old Japan, so Glover Garden was kind of 'Little Europe'. Merchants, ship owners, captains, teachers, engineers and missionaries did came here. Not all of them lived at such an exposed position, some of the houses were moved here and form, like Dejima a beautiful open air museum, placed in a scenic garden, with many excursions into Japanese history and some interesting news about the European one.
You have to climb up a small hill, get yourself a ticket and than take the escalator, which takes you a bit higher, that makes sense, Japan is a country of elderly. And of course here too a body less voice talks about the intricacies of using a moving stair way, how on earth did I survive in G. until now.
The tour starts with a big two-story building, I guess, Southern colonial style, which enthroned over the whole garden, but its former dedication was more of common nature, it was a guest house for ship's crews, owned by the Mitsubishi docks. The guys waited for the ship to be maintained and had a stunning view onto the city, the wharfs and the bay from the veranda. And on a large pool too, with giant kois in it and a cat, taking a drink, after failing to catch some sushi. Beautiful view and historical buildings are of marginal importance when it comes to the real things in life, every one was taking a picture of the kitty, me too. Inside the building some artefacts, brought here by the foreigners, are shown, type writer and roll-top desk, formal clothes for her and him.
No it goes hill down, accompanied by some Scottish pipe music, smooth and soft, fits somehow. I meet a small guard's house, that belonged to the Nagasaki Commercial College, and moved here later, and is a fine mix out of East and West, western ornaments and Japanese paper doors.
Now I reach the Walker House. In many publications on the net is often spoken about the colonial style of the buildings, in my opinion, that doesn't fit, the house are a combination of western and eastern elements, but not western and Japanese, it's more like the house the western merchants built for themselves in Shanghai or Hong Kong. They brought that style to Japan together with their trade goods and know-how. And Japan never was a colony, the Europeans here and the Americans in Yokohama came as equal trading partners, not as colonists. The houses are often one-story bungalows with a salon, dining room, sleeping rooms and a kitchen. At Walker House Robert Walker Jr. and his family lived. The house was located hill down in the street where the catholic church of Oura is, and was inhabited till 1958, when Walker died. His widow donated the house the city of Nagasaki. The Walkers have been a clan of entrepreneurs, captains, merchants, beside Robert Jr. lived and worked here his father Robert and his uncle Wilson. The house was much smaller than the family, so it's good there was a huge garden, they could have used it as a fifth room.
A bit down along the street is the house of the Nagasaki District Court President's official residence, today it's a costume rental. Here the gentle visitor can change the kimono into something Biedermeier or Victorian for the ladies, into something posh like cut and topper for the gentlemen, or how about a sailer suit for the next captains or a uniform, which doesn't belong to any army I know. Now and then I meet some visitors in costume in the park and was spending some minutes thinking if that idea would work well at home, err, nope, I doubt it.
Now it's time for a coffee, and hey, there it is, the Jiyu-Tei Restaurant, former located in Umamatchi district, run by Jikichi Kusano, who perfected his cooking skills on Dejima with the Dutch cooks and than opened his own place at the end of Edo period. In the second floor is a small cafe and the use old fashioned glass coffee makers from the 19th century, very delicious, the whole thing.
Opposite the cafe are two statues, Mr. Puccini and Madama Butterfly, that says. It's Tamaki Miura, who got famous playing the character in the opera, which plays in Nagasaki, at that place in a house similar the next one -
The Butterfly House. It's the former residence of Thomas Glover and his wife Tsuru. The Glover House, after that the whole place is named and that never was re-located. It's called the Single-Pine-House too, because of the huge pine once standing near the building. Glover was a jack of all trades, born 1938 in the northeastern Scotland as a son of a cost gard officer, the family six years later moved near Aberdeen, where he went to elementary school and later joined a trading office. In 1859 he went to Shanghai the first time, traded with tea and two years later opened his own business, and than everything went quickly. In London he met a delegation sent by the Meiji Tenno to study new technologies, than he brought the first steam rocket to Japan, he was ship owner, merchant, captain, beer brewer, active, successful, got well reputation. His wife Tsuru was married in first place with a samurai and divorced later and for a while did hide you loyalists, which rebelled against the Shoguns, in the attic of her house. The house is the eldest of all here, built in 1863, shaped like a clover and got no main entrance. Many furniture and artefacts, some were used by Glover himself, photographies of Glover and Tsuru. The kitchen floor is paved with red brick stones, looking like Konnyaku, a gelatin-like food from the Japanese. Are they soft like that? No, hard as stone. A strange question for us, but back in that time, Japanese houses where made of wood and papers and the Urakami church, made of red bricks too, wasn't even built. Stone was only used to built castles, and by saying that, there isn't any castle in Nagasaki, that's interesting! Very special is the mirror above the mantelpiece, you can't see your face in, only you are 2,30 tall, than you can make it. Seems it was only something for decoration. In front of the house a small terrace and a tiny Japanese garden and a grandiose view over the bay and the wharfs. Nice place, Mr. Glover, indeed.
Now let's look, how his neighbours and partners, not in crime, but in trade, are doing. Let's see Mr. Ringer and Mr. Alt. But before you come along a small piece of the first asphalt street of Nagasaki, made by the son of Thomas Glover. The Ringer House is the youngest here, a bungalow with a veranda at three sides, made of granite that was brought here from Vladivostok. Inside an exhibition of beautiful kimonos and old photographs of the Glovers, the Ringers and the Alts, there families and businesses partners. The family lived here more than 80 years, the son of the builder, Sydney Ringer, sold it, when he retired and went back to England in 1965.
The house of the Alt family, they were, like the Ringers, merchants from England, is more a small palace. It's the biggest house here and also the interior is different, more from the begin of the 20th century or some items from the 30s maybe. The sensation here, the shower, totally different from the Japanese bathroom, there for an extra hint. And here too a breathtaking view onto the city and the first cherry blossoms. Wait a sec, I just check my mobile, yep, the 9th of January.
A bit aside the former Steele Memorial Academy, a missionary school, one of the many in Nagasaki, that house too was relocated, it stood in first place near the Hollander Slope, in direction of China Town. Today it's a kind of Marine Museum, and very interesting for me was the bench with the big armrests. Did they use them as a writing desk?
And again I meet the cat, that was trying the catch a fish at the koi pool, and I say bye cat, and sayonara Glover Garden.
And suddenly it's Japan again, at the exit, beside the obligate museums shop is a big hall, where all the Procession carts are parked, which are pulled along the streets during the various festivals in the city, much colour, much ornaments, many dragons and an eagle. I'm back from Europe and in the mood for China now.
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