Donnerstag, 18. November 2021

Thale 2012 - Hexentanzplatz - Witches Dance Place

 Es ist der letzte Oktobertag, das Wetter ist fabelhaft, es ist Sonntag, es ist Halloween für die, die Fasching und Betteln (um Süßes) gerne kombinieren, es ist Reformationstag für rund 20 Millionen Menschen in Deutschland (jedenfalls ist das die statistische Anzahl der Protestanten hier) und für die, die älteren Religionen anhängen ist es Samhain. Und darum will ich heute zum Hexentanzplatz, einem Gebirgsplateau ca 450 Meter über dem Bodetal gelegen, war es vermutlich einst ein heidnischer Kultplatz. Die alten Sachsen sollen hier Anbetungen der Hagedisen, Berg- und Waldgöttinnen, durchgeführt haben bis die christlichen Franken dem ein Ende bereiteten. Der Platz wurde von fränkischen Soldaten bewacht, um kultische Handlungen zu unterbinden und diese wiederum wurden von Sachsen, die sich als Hexen verkleidet hatten und auf Besen ritten, verjagt. So wurde aus einem Kultort der Hexentanzplatz. 

Der interessierte Besucher kann gerne auf einem Wanderweg von Thale aus durchs Bodetal hinauf wandern, oder das Auto nutzen, um den großen Parkplatz zu füllen oder die Kabinenseilbahn nehmen. Das mache ich. Gondel mit Glasboden. Totaler Rundumblick. Und fast das Schönste am Hexentanzplatz. Oben angekommen habe ich das Gefühl einen Weihnachtsmarkt im Herbst, einem Themenpark oder eine Verkaufsmesse für lächerliche Hexenfiguren zu besuchen. Der traurige Höhepunkt ist eine Figurengruppe eines gewissen Herrn Jochen Müller aus Quedlinburg. Ein Kreis von Findlingen, auf dem größten thront der Teufel, neben ihm ein Homunkulus und gegenüber die Hexe Wadelinde, in Badeschlappen und so positioniert, dass man ihr von hinten fast zwischen die Beine sehen kann. Angeblich schließt sie den Kreis des Bösen mit dem letzten Stein. 

Wenn man am Parkplatz vorbei geht kommt man zu einer Trockenmauer, die Sachsenwall genannt wird. Einst war sie ca zwei Meter hoch und Teil einer sogenannten Fliehburg, einer Stätte, die nicht permanent bewohnt ist, sondern nur aufgesucht wird, um Schutz zu suchen. Die Anlage ist vermutlich 750-450 v.Chr. errichtet worden.

Es gibt knapp daneben ein Museum, dass ich auch gemieden hätte, wenn die 3G-Regel nicht in Kraft wäre, auf Grund der unglaublichen schlechten Bewertungen im Netz. Davor gibt es noch die Figurengruppe Mephisto, Faust und Gretchen und plötzlich merke ich, dass ich heute eine völlig andere Sichtweise auf die Geschichte habe, als damals in der Schule. War Faust für mich positiv besetzt auf Grund seines unstillbaren Wissensdurstes und seiner gewitzten Art, Mephisto zu überlisten und Gretchen eher ein Kollateralschaden, schließlich muss doch der Mann sich Höherem zuwenden, weit Höherem als einer Frau und einem Kind, denke ich heute, dass Faust ein halbes Kind, Gretchen war 14, sexuell missbraucht hat und somit Täter ist und die junge Frau und ihr Kind sind die Opfer, die zurück gelassen wurden. Und die Tatsache, dass der Doktor sich immer strebend bemüht habe, reicht bei Weitem nicht zur Erlösung. 

Aber es gibt auch etwas Schönes zu sehen, den grandiosen Ausblick aus dem Bergtheater. Das Bergtheater wurde 1903 gegründet und ist somit das älteste deutsche Naturtheater, zur Zeit wird nicht gespielt, aber für einen kleinen Obolus von 2 € kann man einen Blick über das Theater selbst und die umgebende Landschaft werfen. Die Aufführungen dort müssen schon sehr gut sein, um von dem Panorama abzulenken.

Beim Einzug in meine Möbelhaus-Ferienwohnung habe ich ein Kurtaxe-Coupon-Heft bekommen und dort wird ein Besuch im Tierpark Hexentanzplatz empfohlen, ein Refugium für die heimischen Wildtiere. Ich stehe am Eingang und denke, nachdem ich eine Elster in eine Voliere sehe, geh da nicht rein, lass es bleiben. Natürlich gehe ich doch rein, und ich hätte auf mich hören sollen. Es ist gruselig dort. Allerdings ist heute Halloween. Aber die Anlage ist 365 Tage im Jahr gruselig. Viel zu kleine Gehege und Volieren, Tiere die permanent im Kreis laufen oder apathisch in der Ecke liegen, Greifvögel in Gehegen, die nicht größer sind als ein Wohnzimmer im Plattenbau. Ich bin überzeugt, dass die Füchse und Wildschweine in Berlin ein viel freieres und wilderes Leben führen als die armen Kreaturen, die dort zusammengepfercht sind.

Ich muss hier weg und mache mich auf dem Weg zur Seilbahn. Hier allerdings finde ich nochmal einen fantastischen Ausblick, über das Bodetal hinüber zum Roßtrappenfelsen. Hier verweile ich mehrere Augenblicke, ich kann mir das leisten, denn ich habe keinen Pakt mit dem Teufel geschlossen, bevor ich, vorbei an zahlreichen Souvenirläden, die zahlreichen Hexenkitsch anbieten, wieder bergab schwebe. 

Ich bin nach Thale gekommen, um am 31. Oktober auf den Hexentanzplatz zu gehen. War das eine gute Idee? Nö. 

English version below 





























Blick auf Thale, sehr prominent die weiße Fabrikhalle und dahinter das Möbelhaus mit Ferienwohnung.
View onto Thale, easy to spot the white factory and behind it the furniture store with my apartment.

It’s the last day of October, the weather is great, it’s Sunday, it’s Halloween for those who like to combine carnival and begging (for candy), it’s Reformation Day for about 20 million people here (at least that’s the statistic number of the Lutherans in Germany) and for those who follow more ancient religions it’s Samhain. That’s why I want to go to Hexentanzplatz (Witches Dance Place) today, a mountain plateau about 450 meters high above the valley of river Bode, that might have been a pagan cultic site. The ancient Saxons did worship here the Hagedisen, mountain and forest goddesses until the Christian Franks ended this. Franconian soldiers guarded the place to stop pagan events and have been expelled by Saxons dressed as witches and riding on broomsticks. And so the place became its name - witches dance place - Hexentanzplatz.

As a visitor you can choose to take a hiking path from the valley up to the plate or you can take your car to fill up the big parking lot or you take the cabin rope way, that’s my choice. Cabin with glass bottom, 360 degrees view. And nearly the most beautiful think here. Arriving on top I feel like being at a Christmas market in fall or a theme park or a trade fair for ridiculous witch puppets. The sad climax is a group of statues, made a by someone called Jochen Müller. A circle of erratic boulders, on the highes sits enthroned the devil, nearby a homunculus and opposite the witch Wadelinde,  wearing shower sandals and is positioned that you can nearly look between her legs. She is closing the circle of evil with the last rock, allegedly.

Passing along the parking lot I reach a dry stone wall, called Saxon Wall, once about two meters high was is part of a refugee castle, a fortress that wasn’t inhabited permanently but used only in time of danger. The wall was built between 750-450 B.C.

Nearby is a museum what I would have had avoided even without Corona restrictions, because of the really bad reputations online. In front another group of statues, taken from Goethe’s drama Faust. It’s Mephisto, Faust and Gretchen and I just realised I have a total different point of view now than the one I had in school. Was Fraust once a positiv figure since he was so eager to gain knowledge and so witty in his fight with Mephisto and Gretchen something like a collateral damage, since the man had to sacrifice her for the greater good, do I think today he just raped a woman who was more a child (age 14) and left her behind, a victim of an elder perpetrator. And the fact that the doctor lifelong made aspiring efforts is not enough to gain salvation.

But there is beauty as well, the gorgeous view from the Bergtheater (theatre on the mountain). The theatre was founded in 1903 and is the oldest open air theatre in Germany. It’s closed at the moment, but for a little donation of 2€ you can get in a enjoy the fantastic view onto the surrounding landscape. The shows must be really good there to distract the audience from that view.

When moving into my furniture-store-holiday-apartment I got a spa-tax coupon booklet and there was advertised to visit the zoo at Hexentanzplatz, a refuge for local wild animals. At the entrance, after spotting a magpie in an aviary, I thought to myself, don’t go in, it’s not a good place. But I did went in and I should have had listen to myself. It’s gruesome there. But it’s Halloween. But it’s gruesome there 365 days of the year. Way too small enclosures and aviaries, animals circling around like mad or laying in the corner apathetic, accipitrids in places as small as a room in a new building apartment. I am quite sure the foxes and wild boars in Berlin do live a life more wild and free than those poor creatures packed in tiny cages. 

I have to leave and make my way back to the rope way, but here again I find a fantastic view, this time over the valley of Bode river to the Roßtrappe Rock. I linger for awhile since the moment is beautiful and because I didn’t made a pact with the devil I can do so, before I, passing along various souvenir shops offering various witch kitsch, going downhill again.

I came to Thale to be at Hexentanzplatz at October 31st. Was that a good idea? Nope.


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