Freitag, 20. Januar 2017

Het Anne Frank Huis Amsterdam

Weil ich schon mehrfach in Amsterdam war, war ich natürlich auch im Anne-Frank-Haus in der Prinsengracht 263. Von der Straßenseite aus ist es nicht zu sehen, es ist das Hinterhaus. Vorne waren Büro- und Geschäftsräume. Hier hat Otto Frank, der Vater Annes, sich als deutscher Exilant eine neue Existenz aufgebaut. Er produzierte eine Art Geliermittel, das das Marmeladekochen am heimischen Herd einfach machte. Das unauffällige Hinterhaus wurde später zum Versteck für acht Menschen, über zwei Jahre waren sie hier vor Verfolgung durch die Nazis sicher.
Alles begann im Juli 1942. Aber genau genommen begann alles im Januar 1933. Eigentlich aber begann alles, als einige Menschen glaubten auf Grund willkürlich festgelegter Kriterien, sich über andere Menschen erheben zu dürfen und diese dann zu unterdrücken, zu verfolgen, zu vernichten. Also begann alles am Beginn der Menschheit. 
Otto Frank war ein deutscher Unternehmer. Er war Jude und erkannte frühzeitig die Zeichen der Zeit und verließ mit seiner Frau und den zwei Töchtern Margot und Anne 1934 Deutschland. Sie zogen nach Amsterdam und verlebten hier eine gute Zeit. Die Mädchen, Anne war zum Zeitpunkt der Emmigation vier Jahre alt, ihre Schwester drei Jahre älter, besuchten Kindergarten und Schule, hatten Freunde, nahmen am Gemeindeleben teil. Otto Frank war nicht nur sehr erfolgreich als Unternehmer, er war sehr beliebt bei seinen Angestellten. 
Als die Niederlande von Deutschland okkupiert wurden, stellte sich erneut die Frage, wohin gehen? Otto Frank versuchte Visa für eine Einreise in die USA zu erhalten, aber der Deportationsbescheid für Margot kam zu schnell. Es gab bereits Pläne, sich in dem Hinterhaus des Büros zu verstecken, die wurden nun konkret. Am 6. Juli 1942 verschwand die Familie Frank von der Bildfläche. Kurz zuvor hatte Anne zu ihrem dreizehnten Geburtstag ein Tagebuch bekommen, rotkarierter Einband mit Schloß und Schlüssel. Noch am nächsten Tag begann sie mit ihren Einträgen. 
Das Tagebuch war ihre Freundin in der Zeit im Versteck. Acht Leute auf ca 50 qm, absolute Stille tagsüber, keine Gespräche, möglichst keine Bewegungen, nicht die Toilettenspülung betätigen, nachts absolute Verdunkelung, kein Lichtschimmer darf nach draußen dringen....im Parterre des Hinterhaus wurde weiter gearbeitet. Otto Frank hat seine Firma einem Mitarbeiter überschrieben, und die Arbeiter waren natürlich nicht eingeweiht. Verfolgten Juden zu helfen führte zur Verfolgung mit aller Konsequenz. 
Anne schrieb: über ihr Leben im Hinterhaus, über ihr Verhältnis zu Eltern und Schwester, über die Informationen, die die Helfer zusammen mit dem Essen brachten, über ihre heimliche Liebe zu Peter, dem Sohn der anderen untergetauchten Familie, über das Läuten der Glocken der Westerkerk, über ihre Zukunftspläne. Sie wollte ihr Tagebuch veröffentlichen unter dem Titel 'Het Achterhuis' (Das Hinterhaus)....
Im August 1944 flog das Versteck auf. Lange wurde gerätselt, wer die Familien verraten hat. Inzwischen gibt es auch die Überlegung, dass die Razzia einen anderen Grund hatte und das Versteck eher zufällig entdeckt wurde. Im Büro wurden Lebensmittelkarten gefälscht, die waren dringend nötig, um untergetauchte Juden zu versorgen. Zwei Arbeiter waren verhaftet worden, Anne hat darüber im Tagebuch berichtet (nun haben wir nichts zu essen mehr). Möglicherweise war die Razzia das Ergebnis dieser Verhaftung (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Anne_Frank).
Als die Familien nach Westerbork deportiert wurden, brachte Miep Gies (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Miep_Gies), die Otto Franks Sekretärin und eine der Helferinnen war, einige persönliche Gegenstände der Untergetauchten in Sicherheit, darunter Annes Tagebuch. 
Von den acht Menschen überlebte nur Otto Frank, Anne verstarb kurz nach ihrer Schwester Margot im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Irgendwann Ende Februar oder Anfang März 1945. 
Nach dem Krieg suchte der Vater Annes lange Zeit einen Verlag, der das Tagebuch publizieren würde, anfangs erschien es auszugsweise in einer großen Tageszeitung. Mit zunehmender Popularität des Tagebuchs entstand die Idee, das Hinterhaus als Gedenkstätte zu gestalten. Auf Wunsch von Otto Frank bleiben die Wohnräume unmöbliert und kahl. Nur für Fotoaufnahmen wurden sie einmal so hergerichtet, wie sie damals aussahen, als Anne dort lebte.
Als ich Anfang der 90er Jahre dort war, war das Fotografieren noch gestattet. Heute nicht mehr. Ich bin ja immer etwas ungehalten, wenn mir das Bilder machen verwehrt wird, aber nachdem ich in einem Buch gelesen haben, wie Augenzeugen über die letzten sieben Monate in Annes Leben berichten, habe ich meine Meinung in diesem Fall geändert. Eine der Überlebenden beschrieb Ihren Besuch im Anne-Frank-Haus, den sie nur unternahm, weil Besuch aus Isreal sie dazu drängte. Sehr unangenehm stießen ihr die vielen fotografierenden Besucher, besonders die Asiaten, auf, die das Museum eher als kuriosen Ort betrachten. Ins Gästebuch schrieb sie: Das hätte Anne nicht gewollt. 
Heute erzählt das Museum anhand von Originalfotos und Bild-, Ton- und Vidoedokumenten die Lebensgeschichte von Anne und die des Museums. Ein würdiger Rahmen, um einer lebenslustigen, freundlichen, intelligenten und willensstarken jungen Frau zu gedenken, die im Alter von 15 Jahren sterben musste, weil manche Menschen glauben, sie stünden über anderen Menschen und müssen diese unterdrücken, verfolgen und vernichten.
Erklärung: Alle Fotos, die das Innere des Anne-Frank-Hauses zeigen gehören mir nicht. Sie wurden nicht von mir aufgenommen, alle Rechte liegen beim Eigentümer.

English Version below

 Prinsengracht 263 und Westerkerk - Prinsengracht 263 and Westerkerk
 Het Anne-Frank-Huis


Statue von Anne Frank an der Westerkerk
Statue of Anne Frank at Westerkerk

Modell des Büro- und Geschäftshauses mit dem Versteck im Hinterhaus
Model of the premise and the rear house with the hiding place.




 Das Hinterhaus von der Rückseite, die Familien wohnten im ersten und zweiten Stockwerk.
The Rear House from the backside, the families lived in the first and second floor.
 Der Eingang zum Hinterhaus, getarnt durch ein Regal für Aktenordner.
The entry into the rear house, hidden by a shelf for files.
 Das Zimmer, das Anne anfangs mit ihrer Schwester, später mit Dr. Pfeiffer teilte.
The room, Anne first shared with her sister, after that with Dr. Pfeiffer.
 Das Tagebuch - The diary



 Küche, Auenthalts- und Schlafraum der Eheleute van Pels - Kitchen, living room and sleeping place of family van Pels

 Der Esstisch, im Hintergrund die Küche - dining table, in the back the kitchen
 Das Zimmer von Peter van Pels mit Zugang zum Dachboden. Der einzige Ort, an dem man den Himmel sehen konnte. The room of Peter van Pels with the access to the attic. The only place, where one could see the sky.
Die Liste der Deportierten. The list of the deported.

I have been in Amsterdam before, several times and of course I've been at Anne Frank House in Prinsengracht 263 too. From the street side it is not to be seen, it's in the backyard. In the front house have been offices and premises. Here rebuilt Otto Frank, the father of Anne, his existence as a refugee from Germany. He produced a kind of gelling agent, that makes cooking yam in your kitchen at home very easy. The unobtrusive backyard house became a den for eight people, kept them save from Nazi persecution. 
It all started in July 1942. But in first place it all started in January 1933. But it really started when some people decided that they are more valuable than others on a base of arbitrary criteria and that they have the right to suppress, persuade and exterminate the others. So, it's starts with the beginning of mankind. 
Otto Frank was a german entrepreneur. He was Jewish and did read the signs of the time well and left Germany with wife and two daughters, Margot and Anne, in 1934. They moved to Amsterdam and had a good time there. The girls, Anne was four years old at the time of emigration and her sister Margot three years older, went to Kindergarten and school, had friends and took active part in the life of the community. Otto Frank was very successful as a business man and much loved by his employees. When the Netherlands got occupied by the Nazis, there was against the question: where to go? Otto Frank tried to apply for visa for the USA, but the order for deportation for Margot came too fast. There have been plans to use the rear house as a hiding place and the became definite now. On July 6th 1942 the Frank family vanished from public. Short time before, at her 13th birthday, Anne was given a diary, red check pattern, with lock and key. The very next day, she began the write in it. 
The diary was her friend in the den. Eight persons on about 50 sqm, absolutely quiet during the day time, not talking, at most not moving, no flushing the toilet, consequently brownout at night, a ray of light must not to be seen outside... in the basement of the house work was going on. Otto Frank signed over the company to one of his employees, and the workers didn't know about the hidden families. Of course not, helping Jews to avoid persuasion lead to persuasion for the helpers, including all consequences. 
Anne wrote: about the life in the den, about her relationship with parents and sister, about the news from outside, the helpers brought with the food, about her secret first love to Peter, the son of the other family who went underground, about the bells of the Westerkerk, about her future plans. She wanted to publish her diary later as 'Het Achterhuis' - The Rear House....
In August 1944 the den was exposed. Long time people tried to find out, who did betrayed them. Meanwhile there is the idea, that the raid had a different reason and that the den was discovered by coincidence. In the office the counterfeit ration cards, that was necessary to feed the Jews in hiding. Two  workers have been arrested and Anne talked about that in her diary (now we don't have food anymore). Maybe the raid was the result of that incident (https://en.m.wikipedia.org/wiki/Anne_Frank).
After the family was sent to the camp of Westerbork, Miep Gies (https://en.m.wikipedia.org/wiki/Miep_Gies), Otto Frank's secretary and one of the helpers, did collect personal belongings of the inhabitants of the rear house and among them was the diary of Anne. 
From those eight people only Otto Frank survived, Anne died in Bergen-Belsen concentration camp shortly after her sister Margot in the end of February or the begin of March 1945.
After the war Otto Frank was trying find a publisher who wants to publish the diary, what turned out hard work. In first place the diary was printed in a big newspaper as a kind of serial novel. As the diary become more and more popular, the idea appeared, to turn the rear house into a memorial. It was Otto Frank's wish, that the living rooms stayed unfurnished and empty. Only one time for a photo shoot the rooms had been designed like they were, when Anne lived there.
At the begin of the 90s, when I was there for the first time, it was still possible to take pictures. It's forbidden nowadays. I'm always a bit unpleased when taking pictures is denied, but after reading a book, where witnesses talked about the last seven month of Anne's life, I changed my mind in this case. One of the survivors of the holocaust, who visited the place because her guests from Israel forced her to do so. She said, she felt very uncomfortable among the people with cameras, especially Asian people, for whom the museum was a kind of curiosity. In the guest book she wrote: Anne wouldn't have liked that.
Today the museum tells by original photographs and audio and video documents the story of Anne and the museum. It's a worthy setting to remember a live-loving, friendly, intelligent and strong-willing young woman, who had to die at the age of 15 years because there are people, who do believe they are standing on top of other people and have the right to suppress, persuade and exterminate them.

Disclaimer: All pictures showing the inside of the Anne-Frank-Huis are not mine, I don´t own them, all rights are with the owners.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen