Montag, 3. Februar 2014

Dächer wie betende Hände - Shirakawa-go - Roofs like praying hands

Nach einer Busfahrt durch verschneite Berge komme ich in einem Dorf an, das aussieht als wären Reet gedeckte Finnhütten ins Erzgebirge ausgewandert. Shirakawa ist ungewöhnlich für Japan. Massiv gebaute Häuser mit vier Stockwerken und strohgedeckten Dächern sieht man in diesem Land eher nicht. Normalerweise wird hier mit Holz und Papier oder eben Stahlbeton gebaut. Am auffälligsten aber sind die steilen Dächer, mit einem Neigungswinkel bis zu 60°. Und die Bewohner sagen, sie sehen aus wie zum Gebet gefaltete Hände. Nun ist es fast Ende Dezember, die Temperatur beträgt um die 0°, und der Schnee liegt an einigen Stellen bestimmt anderthalb Meter hoch. Und nun erklärt sich auch das Besondere der Dachkonstruktionen, wenn es noch mehr schneit, die Schneedecke noch höher ist, dann kann der Schnee von den Dächern abgleiten. Manchmal liegt der Schnee hier 4 m hoch und das würde dazu führen das Flachdächer einbrechen.
Alle 95 Gassho Häuser, so der Name dieses besonderen Baustils, sind in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet, um den heftigen Winterwinden zu trotzen. Die Häuser sind riesig, für japanische Verhältnisse, 18 m lang,10 m breit,vier Etagen hoch, die ideale Unterkunft für eine Großfamilie. Shirakawa ist ein lebendiges Museumsdorf, dass erst seit ca 60 Jahren das ganze Jahr Zugang zur Außenwelt hat. Die meisten Häuser sind privat und werden von den ansässigen Bauern bewohnt. Einige wenige sind der Öffentlichkeit zugänglich, eines ist zum Museum umgebaut.
In der bergigen Gegend war nicht viel Platz für ausgedehnte Reisfelder, die Bauern bauten eher Buchweizen und Hirse an, und unterm Dach in ihren großen Häusern züchteten sie Seidenraupen und im Keller erzeugten sie Salpeter für Schießpulver. Auch die Nahrung der Seidenraupen, die Maulbeerblätter, fanden Verwendung für die Herstellung von Japanpapier. Und außerdem sind die Bauern hier am Ort die einzigen Privatpersonen, denen es erlaubt ist Sake zu brauen.
Mit der Öffnung des Landes für den internationalen Handel im 19. Jahrhundert kam billigeres Schießpulver ins Land, so das die Salpeterproduktion eingestellt wurde. Aber Seidenraupen wurden noch bis in die siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts gezüchtet.
Im Jahr 1995 wurde das Dorf mit zwei Nachbargemeinden zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt, seitdem ist es untersagt an den Häusern Veränderungen vorzunehmen die nicht dem Gassho Stil entsprechen. Um die Erhaltung ihrer traditionellen Häuser kümmern sich die Bewohner selber. Alle vier Jahre ungefähr müssen die Häuser neu gedeckt werden, da ist dann das ganze Dorf beteiligt.
Im Winter sind die touristischen Aktivitäten etwas limitiert, witterungsbedingt, so ist zum Beispiel das Museumsdorf geschlossen und der Aufstieg zur Aussichtsplattform gesperrt, also mehr verschneit als versperrt. Aber das trübt meine gute Laune kein wenig, mithilfe meiner "Spaziergehkarte" durchwandere ich das Dorf von Nord nach Süd und kreuz und quer und da es die ganze Zeit Schnee regnet bin ich am Ende so nass wie lange nicht mehr, außerhalb eines Badezimmers.
Aber nach Bus- und Zugfahrt komme ich 3 Stunden später in Nagoya und im gefühlten Frühling trocken an. Und nun heißt es Koffer packen, denn morgen fahre ich schon wieder mit dem Zug. Mit dem ganz schnellen Zug. Morgen geht es nach Tokio.
















































After a bus journey through snow covered mountains I get into a village that looks like A-frame houses with reeds roofs moved into Ore Mountains. Shirakawago is unusual for Japan. You normally don't see massive built houses with four floors and thatch roof. Mostly they built with wood and paper or concrete and steel. But most eye-catching are the steep roofs, some with an angle of 60°, which looks like praying hand, do say the people who live here. Now it's nearly the end of December, the temperature is about 0°, and in some places the snow is about 1 1/2 m high. Let it snow more, let the snow blanket get higher, the snow will slip from the roofs, on flat roofs it would stay and the heavy weight would destroy the house.
All 95 Gassho houses, that's the name of that special style are oriented in north-south direction as a protection against the winter winds. The houses are huge, for Japanese standards, 18 m long, 10 m wide, four floors high, an ideal living space for extended families. Shirakawago is a living museum, which only since 60 years isn't marooned in the winter time. In the most houses do live farmers with their families, only a few houses are open to the public, one is a museum.
In the mountains was no space for large rice fields, so they grew millet and buckwheat, under the rooftop of their big houses the silk culture was located and in the basement they produced saltpeter, the basic for gun powder. They even used the food of the silk worms, the mulberry leave for making Japan-Paper.
When Japan opens for international trade in the middle of the 19th century cheap gun powder came from abroad and so the production was ended, but the silk culture stood there till the 70s of the last century. The farmers here are the only privat persons who are allowed to brew their own Sake.
In 1995 the village and two neighbor communities became UNESCO cultural world heritage, and no changes of the Gassho style are allowed anymore. The preservation of the houses is behooving on the inhabitants and they do care. All four years the roofs have to renewed and the whole village will take part in that.
In the winter time all touristic activities are limited, due weather conditions, the museum village is closed and the way to the view point is blocked, it's more snowed than blocked. But that won't change my good mood and I have a 'walk map' and I walk from north to south and criss-cross and it's raining snow the whole time and in the end I'm so wet I haven't been for ages, outside the bathroom.
But after bus and train ride I arrive in Nagoya three hours later, dry again and in spring like temperature. And now I have to pack my suitcase, because tomorrow I'll go by train again, by fast train, I'll go to Tokyo.

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