Immer noch Stockholm, immer noch Djurgården. Ich besuche Skansen, das erste (oder zweite) und älteste Freilichtmuseum der Welt. 1891 beschloss der Gründer des Nordirischen Museums, Artur Hazelius, eine Außenanlage zu gestalten, eine Art Erweiterung des Museums. Irgendwie wurde daraus etwas ganz Großes und nun können wir auf 300.000 qm durch ganz Schweden spazieren und das durch fünf Jahrhunderte.
Es entstand eine bunte und doch seltsam homogene Mischung aus Wohnhäusern, Werkstätten, Bauernhöfen, Kirchen und Freizeitstätten, sowie Ausstellungen und Gastronomie. Aber es ist nicht einfach ein großes Museum mit beschrifteten Exponaten, sondern Wohn- und Arbeitsplatz, wobei die Menschen natürlich nur während ihrer Arbeitszeit dort wohnen.
Die Anlage ist hügelig und bewaldet und hinter dem Haupteingang führt eine sehr sehr lange Rolltreppe hinauf auf einPlateau und man gelangt in ein Handwerkerdorf, wo man Glasbläsern bei der Arbeit zuschauen kann und auch Glaskunst kaufen kann. Es gab noch viele andere Werkstätten, ich erinnere mich an Tischler-, Möbelbauer- und Wagnerwerkstätten, und eine Schmiede. Aber diese Stätten waren alle geschlossen, wir sind noch immer mitten in der Pandemie und viele Museen, Theater und Freizeiteinrichtungen erwachen gerade aus dem erzwungenen Winterschlaf.
Geöffnet hat eine Eisenwarenhandlung aus den 30er Jahren und sie sieht exakt so aus wie einige Läden, die ich aus meiner Kindheit kenne, als wir meine Großmütter in kleinen thüringischen Städten besucht haben. Eine Verkaufstheke, die den ganzen Laden umläuft und dahinter Regale aus Holz mit zahlreichen Schubkästen in verschiedene Größen, beschriftet mit Pappschildern, die in kleinen Messingrahmen stecken. Und im Verkaufsraum jede Menge Haushaltsutensilien wie Töpfe und Kannen aus Emaille, Besen, Rechen, Schneeschieber und vieles mehr. Und auch hier kann man kaufen, Schrauben, Nägel, Werkzeug, Riegelschlösser und was man sonst so braucht im Haus. Der nette Herr im Laden wies mich daraufhin, dass die Besitzer in einem kleinen Haus hinter dem Laden wohnen und sich über Besuch freuen.
Und dann erlebte ich eine völlig authentische Wohnung aus den 30er Jahren komplett mit Toilette, Kücheneinrichtung, Heizung (sehr modern), Wohnstube und Esszimmer, im oberen Stockwerk waren dann die Schlafräume. Die Dame des Hauses war beschäftigt mit dem Verfertigen von Weihnachtsdeko und wir haben uns lange unterhalten. Da wir vor einiger Zeit das Haus meiner verstorbenen Tante aufgelöst haben, habe ich einige Haushaltsgegenstände gesehen, die es auch bei ihr gegebnen hat und was die Einrichtung mit Möbel und anderen Gegenständen angeht, es gibt im Internet Seiten, die solche Artikel für viel Geld anbieten, weil es viele Liebhaber gibt, die bereit sind zu zahlen. Und zu Recht, die Wohnung hatte eine wunderbare Atmosphäre.
Das Bakelittelefon kostet heute gern um die 100€ beim elektronischen Gebrauchtwarenhändler und ich habe gelernt, dass Stockholm zusammen mit Chicago die ersten Städte der Welt waren, die flächendeckend mit Telefonanschlüssen in Privathäusern versorgt worden. Ich muss etwas erstaunt ausgesehen haben, denn die Dame des Hauses lachte und meinte, Graham Bell mag das telefonieren erfunden haben, aber Ericsson aus Stockholm hat Telefonapparate in Serie hergestellt. Ja, stimmt ja, bevor ich vom Apfel abhängig wurde, hatte ich verschiedene mobile Handgeräte, und eines war ein Sony-Ericsson.
Ich habe auch erfahren, dass die Familie, die den Laden mit der Eisenwarenhandlung besaß, nicht lange in dem kleinen Haus wohnte. Mit ihrem Angebot waren sie die Könige im Ort, Butter und Brot konnten viele Menschen selber erzeugen, aber der Eisenwarenhändler lieferte viele nützliche Werkzeuge für alles und alle. Die Familie war geschäftlich erfolgreich und geld-lich reich und bezog bald eine kleine Villa hier in der Nähe. Alles in alles eine Erfolgsgeschichte. Jemand ist durch der eigenen Hände Arbeit zu Wohlstand gelangt. Ich habe mich gefreut für die Familie, auch wenn sie wahrscheinlich schon nicht mehr leben.
Außerdem wurde mir empfohlen, mir die Weihnachtsbräuche bei den Bauernfamilien anzusehen und da muss ich mich schon fast sputen, denn gleich ist es dunkel und dann geht Skansen schlafen.
English version below
Die Glasbläserei - The glass makers
Verschiedene Werkstätten - Different Workshops
Außerdem konnte man dort Benzin kaufen - you could also get petrol there
Andere kleine Läden, Wohnstuben und die Möbelbauerwerkstatt - Other shoppes, living rooms and the furniture maker store
Still Stockholm, still Djurgården. I’m going to see Skansen, the first (or second) and oldest open air museum of the world. In 1891 the founder of the Nordic Museum, Artur Hazelius decided to add an outside part, like an annex, and somehow it turned into something much bigger and now we can stroll through 500 years of whole Sweden at about 300.000 sq m.
In the end it became a mixture of various but homogeneous appearance out of living houses, workshops, farmhouses, churches and spare time facilities, plus exhibitions and catering. But it’s not like a big museum with labelled exhibits, it’s a place with living and working spaces for those that work and live here, of course in only regular working hours.
The area is a bit hilly and woody and right behind the entrance area a long long escalator takes you to a plateau and to a kind of craftsman village where a glassmaking workshop shows how they produce those glassware that is sold in the attached shop. There are other workshops as well, like a carpenter, a furniture maker, a wainwright and a blacksmith, if I remember correctly. They are all closed currently, but we are still in the pandemic and many museums, theatres and leisure facilities are slowly coming back from hiatus.
There was a hardware store open, it was from the 30s and looked like little shoppes I remember from my childhood time, when we visited my grandmothers in small Thuringia towns. A huge counter all along the shop and behind wooden shelves with numerous boxes in different sizes labelled with little cards hold by brass frames. In the space in the shop many household items like pots for cooking and water from enamel, brooms, rakes, snow shovels and so much more. And of course you can buy stuff, bolts, nails, tools, locks and whatever you need in your house. The friendly clerk told me, the owners are living in a small house behind the shop and are welcoming visitors.
And then I found myself in an absolutely authentic 30s-apartment, with toilet and kitchen equipment, heating (quite modern), salon and dining room, the bed rooms were upstairs. The lady of the house was busy with crafting Christmas ornaments and we had a long chat. Since not that long ago we had to empty the house of my late aunt and I recognised some items I saw here, because she had had similar ones. And about the furniture, there are websites online offering stuff from this time and people are willing to pay a lot of money and I can see why, the apartment was enchanting.
The Bakelite telephone will cost now something like 100€ at the electronic second-hand trader and I learned that together with Chicago Stockholm was the first city to have an area-wide telephone connection in private homes. I must have looked stunned since the lady of the house was laughing a bit and said, that Graham Bell might be the inventor of the telephone but Ericsson from Stockholm was the one that produced all the gadgets. And of course, before I become addicted to apples I had various mobile devices and one was a Sony Ericsson.
I also learned, the family that owned the hardware shop did not live that long in the small house. With their business they have been kings at the place, many people could make bread and butter by themselves, but the hardware shop sold all the stuff they needed to do so. The family was successful and became rich and soon moved into a little villa nearby. A lovely story, someone got wealthy by their own hands work. I was happy for those people even if they now probably no longer here.
And I was told to learn about Christmas tradition of the farmer families and now I need to hurry because it will be dark soon and then Skansen will go to sleep.