Nach soviel Geschichte, Blumen, Kindern und Müttern brauche ich etwas entspanntes, unaufgeregtes. Ich fahre Straßenbahn und schaue mal, wo es mit hin verschlägt. Nagasaki ist eine kleine Stadt, aber sie ist weit verzweigt, genau genommen sind der Talgrund und die Hänge der Bergflanken bebaut, so dass es aussieht, als bestünde die Stadt nur aus Terrassen. Nagasaki ist anders als die japanischen Städte, die ich bis jetzt sah, die Stadt hat etwas beliebiges und könnte in Teilen überall in der Welt sein, an manchen Ecken dachte ich, hey, sieht ein bisschen aus wie in Brazzaville, manchmal hatte sie etwas südeuropäisches, die Gegend um das Krankenhaus erinnerte mich an das in Poprad in der Hohen Tatra, und nun war ich noch gar nicht in den ausgewiesenen 'Ausländer-Bezirken'. Und irgendwie macht genau das den Charme der Stadt aus.
Auf meiner bunt bedruckten Karte sind viele kleine Bildchen von vielen kleinen Tempeln und Schreinen eingezeichnet, ich entscheide mich für den Suwa Schrein. Er liegt im Bezirk Umamatchi, der Ort an dem die Pferde sind. Also jetzt nicht die Ponyhöfe für die Mittelschichtmädchen, sondern breite Straßen, zum Teil so breit, dass zwei Pferdewagen aneinander vorbei kommen. Hier gab es auch Ställe und Remisen für die Wagen. Heute gibt es hier eine typische japanische Einkaufsstraße mit kleinen Läden, die zum Teil zu großen Ketten gehören, wie die 100-Yen-Shops, aber auch inhabergeführte Geschäfte, die Schuhe, Kleidung, Schreibwaren oder Mochi, eine japanische Süßigkeit, feilbieten. Ich kaufe mir leckeres Erbeermochi, handmade und schaue mal, wo der Schrein ist.
Auch hier komme ich wieder durch die Hintertür, Motto des Tage heute: Andere Wege gehen. Den Suwa Schrein gibt es ca seit 1614, die Zeit in der Shōgun Tokugawa Ieyasu ( http://fraumb-far-far-away.blogspot.de/2015/01/nikko-toshogu-und-andere-schreine.html), mein Lieblingsshōgun, der Mann den ich glücklicherweise nur als Standbild und Mausoleum kennenlernen musste, die Christenverfolgung intensivierte, Gläubige des Landes verwies oder töten ließ, um dem Shintoismus, der weit mehr obrigkeitshörig war und weniger Tendenzen zeigte, sich gegen weltliche Macht aufzulehnen, mehr Raum in jederlei Hinsicht zu geben. Am Anfang kam irgendwie kaum jemand zum Besuch hierher, aber ab 1633, als sich die Bürger in eine Gemeinde einschreiben mussten, um dort Mitglied zu sein, stiegen die Besucherzahlen. Zugleich wurde das Okunchi Matsuri installiert, um die Ausländer, die paar, die noch da waren zu beeindrucken. Der Schrein war während der Edozeit gut besucht und blieb auch eher unverletzt, einmal ist er abgebrannt, ansonsten hielt er stand wie ein Fels in der Brandung, Erdbeben, Tsunami, Taifun, Meijikaiser, Atombombe, alles hat er unbeschadet überstanden.
Er ist klein, lauschig gelegen, besteht aus einer Haupthalle und vielen kleinen Neben-Schreinen, hat etwas ländliches an sich, mit dem riesigen Baum im Eingangsbereich, den Hühnern, die nach Futter suchen, der Katze, die sich in der Abendsonne aalt, dem schlafenden Hund am Eingang zum Wohnbereich, und er hat etwas familiäres, mit dem Kinderdreirad und den Gummistiefeln, die rumliegen. Und auch hier eine Mahnung, dass Frieden etwas sehr fragiles ist, eine nicht detonierte Bombe steht neben dem Tori am Haupteingang. Ich setze mich auf die Umrandung des großen Baumes, versuche mich mit den Hühner zu unterhalten, was der Hahn unterbindet, in dem er sie wegscheucht und erfreue mich meines Daseins.
Die Tänze des Festes (Hono-Odori) werden traditionell von 11 aus 77 Stadtteilen (Odori-chō) ausgerichtet, die sich in einem Rhythmus von sieben Jahren dabei abwechseln. Die Tänze am Schrein beginnen am Morgen des 7. Oktobers, dann werden die Mikoshi des Suwa-Schreins sowie benachbarter Schreine durch die Stadt getragen, während die Tänze vor weiteren Schreinen und schließlich dem Sitz des Gouverneurs der Präfektur Nagasaki wiederholt werden. Die Mikoshi verbleiben schließlich für einen Tag im o-tabisho im Stadtteil Ohato. (Quelle: Wikipedia)
After that much history and the whole flower-children-mother thing I need something relaxing and non-exciting. I take the street car and will see where it takes me to. Nagasaki is a small town, but wide spread, in the matter of speaking the bottom of the valley and the hillsides of the mountains are build-up, it looks like the whole city is made of terraces. Nagasaki is kind of random, some parts you could find everywhere in the world, at some corners I was like, hey, that looks like in Brazzaville, and other places remind me of south European towns, and the area around the hospital was nearly the same like the one in Poprad in High Tatra, Slovakia, and till now, I haven't been in the foreigners' places. But exactly that's what made the charm of the city.
On my lovely colored map I find a lot of pictures of tiny little shrines and temples, I take the Suwa Shrine. It's located in the Umamatchi district, the place where the horses are. We don't talk about pony farms for middle class girls, but a place with streets that wide, the two carts can pass each other. And there are barns and sheds for the carts. Today it's a typical Japanese shopping street with a lot of small shoppes, some belong to big chains like the 100-yen-shops, some are owner-operated shops selling, shoes, clothes, stationary and mochi, a Japanese candy. I get me some strawberry mochi, handmade and try to find where the shrine is.
And again I enter through the back yard door, the motto of the day today: taking different ways. The Suwa shrine is here since 1614, the time the shōgun Tokugawa Ieyasu (http://fraumb-far-far-away.blogspot.de/2015/01/nikko-toshogu-und-andere-schreine.html), my favorite shōgun, which I fortunately only met as a statue and a mausoleum, increased the the persecution of Christians, sent believers out of the country or ordered to kill them, to give way and more space for Shintoism, because it was way more dedicated to the authorities and had no tendencies to rebel against the secular system. In the beginning the shrine wasn't successful at all, but after 1633 when all the people were forced to become a member of a Shinto or Buddhist community and had to fix it by writing down their names, the numbers of the visitors rose. At the same time the Okunchi Matsuri festival was invented to impress the foreigners, the last small number still in the city. The shine worked well during the whole Edo period, was only one time destroyed by fire, but aside that, it survived anything, quakes, typhoons, tsunamis, Meiji Tenno and atomic bombing, like a rock at the shore.
The shrine is small, it's a nice quiet spot, one main hall, several side shrines, somewhat rural, with the giant tree in the entrance area, some chickens searching for food, a cat lying in the evening sun, a dog sleeping at the entry to the living area, and it got something homely with the children's tricycle and the Wellington boots laying around. But here too a reminder that peace is something fragile, a bomb, that didn't explode is standing near the tori. I take a seat at the surrounding wall of the tree, try to chat with the chicken, before the cock rushed them away and enjoy my life.
- Kunchi - The most famous of Suwa Shrine's festivals, this festival began along with the founding of the shrine as a way to both demonstrate its new importance in the community and as a way to hunt for Hidden Christians. Kunchi is held from October 7 to 9 every year and is considered one of the major festivals of Japan, along with the Gion Matsuri and Osaka's Tenjin Matsuri. It has been designated as an Important Intangible Cultural Asset. (Source: Wikipedia)
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