Der Park befindet sich auf dem Areal, das früher das Gefängnis der Stadt beherbergte, welches, nur 500 Meter vom Hypocenter entfernt, sofort völlig zerstört war, nur ein paar geschwärzte Grundmauerreste sind erhalten. Unnötig zu erwähnen, dass auch hier alle Insassen und Angestellte nicht überlebt haben. Ich stehe eine Zeit lang vor den Überresten und überlege, wie das Gefängnis wohl ausgesehen haben mag, denn die Grundmauern verlaufen strahlenförmig. Habe beim recherchieren im Netz ein Bild von einer Schautafel gefunden, die ich entweder übersehen habe oder wieder vergaß.
Anfangs gab es nur die große Statue und die Grundmauern, als der Park 1955 eingeweiht wurden, im Jahr 1969 kam die Fontäne hinzu, die das Südende markiert, dazwischen tummeln sich Statuen und Skulpturen aus vielen Ländern, meist aus sozialistischen, neben der DDR waren Polen, die Tschechoslowakei, Bulgarien, die Sowietunion, China und Cuba vertreten, oder aus Partnerstädten von Nagasaki, aus der Türkei, Italien, Argentinien und Neuseeland. Ich habe nicht alles Statuen gesehen, es war ein Niedlichkeits-Overkill, Mütter mit Kindern, mit Blumen, Kinder mit Tauben, oder nur Blumen oder nur Mütter. Natürlich widerspiegelt der Park den Zeitgeist im Moment seiner Erschaffung, und auch die Statuen aus den 80ern widerspiegeln die 50er Jahre, irgendwie. Ein oder zwei Exponate fand ich ganz ansprechend, aber sonst beschlich mich das außerordentlich unangenehme Empfinden, dass es vielleicht alles nicht so schlimm war, und wenn doch, dann haben wir uns jetzt alle wieder lieb. Ich muss hier weg.
Auf meiner Flucht begegne ich einem Denkmal für die Eisenbahner, wenn ich das richtig gelesen habe. Eine in Folie eingeschweißte Zeichnung: hunderte Opfer versuchen sich zu einer Eisenbahn zu schleppen, Lokführer und Heizer sind ausgestiegen und gehen den Menschen entgegen. Darunter die Geschichte eines Augenzeugen, der berichten muss, will, was damals geschah. Ich habe das Bild wiedererkannt. Ich habe es im Fernsehen gesehen, vor bestimmt 40 Jahren. Immer im August gab es Filme und Reportagen aus Hiroshima und Nagasaki. Die Tochter des Lokführers hat die Bilder gezeigt, ihr Vater hat sie gemalt. Er ist mit Kollegen zusammen den ganzen Tag zum Bahnhof Urakami gefahren, soweit es ging und hat die verletzen Menschen an Bord genommen und ist in den Süden gefahren, um sie dort hin zu bringen, wo es Wasser gibt. Diese eine Zeichnung ist in ihrer Botschaft eindringlicher und eindrucksvoller als der ganze Skulpturenpark, und ich weiß gar nicht, ob sie offiziell dort hängt.
Ich gehe an der Ostseite des Parks entlang, die aus der ehemaligen Außenmauer des Gefängnisses besteht und komme so zum Südende. Hier gibt es eine kurze Rolltreppe, die zu der Ebene mit der Fontäne führt.
Die Springbrunnenanlage hat, wie die Gedenkstätte das Wasser zum Thema. "Wasser, Wasser!" war das, was die Verletzen, die Sterbenden riefen. Auf einer Tafel stehen die Worte von Sachiko Yamaguchi, damals 9 Jahre alt: "Ich hatte solchen Durst, ich ging aus Wasser, um zu trinken. Auf dem Wasser schwamm eine ölige Substanz, man sagte mir, das Wasser sei vom Himmel herabgeflossen. Aber ich hatte solchen Durst, ich habe getrunken, auch wenn das Wasser schmutzig war." Viele tranken kontaminiertes Wasser wie Sachiko, und alle starben daran. Da stehe ich, zwischen Wasser und Blumenrabatten, aber stilles Gedenken will nicht aufkommen, neben mir verkündet eine körperlose Stimme: Achtung, Sie benutzen eine Rolltreppe, bitte seien sie vorsichtig, halten Sie sich am Handlauf fest, Achtung, gleich ist die Rolltreppe zu Ende, geben Sie acht beim Verlassen der Rolltreppe, Danke, dass Sie die Rolltreppe benutzt haben, und das in Endlosschleife. Ich denke, am Hypocenter des Atombombenabwurfs auf die Gefahren beim Benutzen einer Rolltreppe hinzuweisen, ist ähnlich bizarr wie meine Begegnung mit den Zeugen Jehovas in Hiroshima.
Ich verlasse den Friedenspark und finde noch eine weitere Stätte der Erinnerung: Luftschutzbunker. Sie wurden in den steinernen Hügel gegraben, auf dem das Gefängnis stand und später zufällig wiedergefunden. Auf Schautafeln wird berichtet, dass nach der Kapitulation, als die Amerikaner in die Stadt kamen, hier ausgewert wurde, in wie weit ein Bunker Schutz vor der Bombe bieten kann. Es gibt Auszüge aus Berichten des Militärs: Objekt A hat zum Zeitpunkt der Explosion den Schutzraum betreten und hatte keine Verletzungen an der Vorderseite, nur an den Waden, wo sie die Hosenbeine hochgerollt hatte. Objekt B lag vor dem Schutzraum, sie hatte schwere Verbrennungen am Rücken und am Hinterkopf. Andere Objekte, die sich mehrer Meter vom Schutzraum entfernt aufhielten, starben sofort. Sehr sachlich, sehr zynisch, ich dachte so, na, kommt ihr mal alle nach Hause. Und dann dachte ich, wenn ihr nach Hause kommt, seid ihr ebenso Opfer, wie ihr auch Täter ward. Niemand hat in diesem Krieg gewonnen, wir sind nun alle um eine Bedrohung reicher. Nagasaki ist die zweite Stadt, die einer Atombombe ausgesetzt war, aber es ist auch die letzte Stadt, bis heute. Und das sicher auch wegen der Militärwissenschaftler, die in Nagasaki Objekt A und B verglichen haben.
Not far from the house of Dr. Nagai Takashi is the peace park of the city located, I do enter from the north end and see the huge statue at first from the back side and then from askance and it looks impressive. As I stand in front of it, I think 'Oh, dear'. It was created by a local sculptor named Seibō Kitamura and is interpreted as a buddhistic symbol. One hand points to the sky where the threat did came from, the other arm outstretched, pointing in direction of the hypocenter symbolize the wish for peace, the eyes half closed, as if the colossus is in prayer. To me it looks like a bodybuilder with a silly face.
Like I mentioned before, the holidays are gone, so there are less visitors here, less people who have to line up at the small stand to get in rows for the obligatory photos. And when the photographer said 'cheese' everyone tie the cheshire cat smile around and make the peace symbol with both hands, thank you!
The park is the the place of the former Nagasaki prison, which was, only 500 meters away from the hypocenter completely destroyed, only some lines of the blackened basement walls are left. Not necessary to mention that no one of the inhabitants and the staff did survive. For a while I'm standing looking at the remains and try to figure out, how the prison did look like, because the leftovers of the walls are kind of radial. Found a picture in the net of a show board, which I didn't see, when I was there or forgot it already.
In the beginning there was only the huge statue and the remains of the prison, when the park was opened in 1955, in 1969 they added the fountain, that marks the south end, in between statues and sculptures assemble, coming from many countries, mostly communist ones like the G.D.R., Poland, Czechoslovakia, Bulgaria, Soviet Union, China and Cuba, or from partner cities in Turkey, Netherlands, Argentina, Italy and New Zealand. I didn't saw them all, it was a cuteness-overkill, mothers with children, with flowers, children with doves, or flowers alone, or only mothers. It's a mirror of the zeitgeist in the moment of its creation of course, but even the sculptures from the 80s do show the mind of the 50s. One or two exhibits were somewhat touching, for anything else the unpleasant idea came into my mind, that everything wasn't that bad, and if so, now it's time for love, peace and bananas. I must leave now.
On my getaway I meet a memorial for the rail workers, if I read the board correct. A painting, welded in foil: hundreds of victims try to reach a train and the train driver and the fire man get of the engine and went for the people. Below the story of a witness, who wants, have to tell, what happened. I remember the painting, I saw it on TV, some 40 years ago. Always in August there were movies and documentaries about Hiroshima and Nagasaki aired. The daughter of the driver showed those pictures, her father did paint them. He drove the train the whole day to Urakami station, or as near as possible and picked up the injured together with his coworkers and took them southbound, to places where the water was. This painting was more emphatic and impressive than the whole statues, and I don't even know, if it's something official.
I walk along at the east side of the park, which is the former outer wall of the prison and reach the south end. There is an escalator leading to the place of the fountain.
The fountain arrangement, like the memorial hall got Water as its theme. 'Water,water!' was what the wounded and dying people were asking for. At a show board are written the words of Sachiko Yamaguchi, 9 years at this time: 'I was very thirsty and went for water. I found the water with something like oil all over it. They told me that it had flown down from the air. But I wanted the water so much that I drank it even though it was covered with filth.' Many drank the contaminated water like Sachiko, and all of them died. So I'm standing there between water and flower beds, but I can't get in the mood for silent memory. A body less voice beside me says: attention, you are entering an escalator, please be careful, use the handrails, attention, soon you will leave the escalator, please mind your step, thanks for using the escalator, in an endless loop. I think it's in the same way bizarre talking about the possible danger of a moving stair at the hypocenter of the atomic bomb drop like my encounter with Jehovah's Witness in Hiroshima.
I'm leaving the park and find another place of remembrance: air riot shelters. They were carved into the stony hill where the prison stood on top and were found again later by coincidence. On boards is told, that after the capitulation the Americans came into town and tried to find out here if a shelter like this could be a protection against a bomb like that. In their reports was written: object A was at the entry of the shelter, no wounds at the front, only on the back of her legs where she rolled up her trousers. Object B was laying in front of the shelter and had serous burns at the back and the back head. Other objects, more far from the shelter died instantly. Very factual, very cynical. And I thought, wait you, till you get home. And than I thought, when you will be home, finally, you will be victims as well, like you have been offenders. No one did won this war, but we all are resonate with more danger. Nagasaki was the second town exposed to an atomic bomb, and up to now the last one. And sure, also because of those military scientists who compared object A with object B.
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