Samstag, 24. Dezember 2022

Stockholm 2021 - Weihnachten auf dem Land - Country Side Christmas



 Nun geht es weiter zurück in die Vergangenheit Schwedens und es wird ländlicher. Es gibt verschiedene Typen von Landhäusern und Bauernhöfen, fast alle sind geschlossen, aber oftmals kann man durch ein Fenster schauen auf gedeckte Tische und Kerzenlicht und festliche Dekoration, und vor jedem Eingang liegt Tannengrün auf dem Boden. Das ist sehr praktisch, so kann man sich den Schnee von den Arbeitsschuhen laufen und hinterlässt kein Schmelzwasser-Bad im Haueingang. 

Das erste Gehöft, welches ich besuche, scheint recht wohlhabend zu sein. Ein Hof mit Wohnhaus und mehreren Stallungen zu einem Geviert angeordnet. Einige der Gebäude sind Wirtschaftsgebäude, in denen Stroh und Getreide aufbewahrt wird und in denen Flax versponnen wird. Aber im Moment arbeitet hier niemand, alle sind schon nach Hause zu ihren Familien gegangen, denn es ist Weihnachten. Die Wohnstube ist erleuchtet und die Bauersfrau freut sich über Besuch so kurz vor dem Weihnachtsessen. Bis eben hat sie zusammen mit der Familie geputzt und die Stube, die Schlaf- und Aufenthaltsraum zugleich ist, hergerichtet, Betten bezogen, Boden gefegt, frisches Stroh gestreut und den Tisch gedeckt, mit Tischtuch und Silberbechern, die nur zu Festtagen aus dem Schrank geholt werden. Es gibt Schinken und Fisch, Knäckebrot und eine Süßspeise, eventuell unserem Milchreis ähnlich. Außerdem wurde eine Art Hefebrot gebacken, welches als Tischdekoration dient. Alkohol wird schluckweise aus den Silberbechern getrunken, die am Tisch weiter gereicht werden. Im Ofen brennt lange ein Feuer, die Erwachsenen sitzen am großen Tisch, die Kinder am Katzentisch. Es darf nach Beginn der Feierlichkeiten keine Hausarbeit mehr verrichtet werden an dem Tag und es darf auch keine Wäsche in der Stube zum Trocknen hängen, das kenn ich übrigens auch. Alles in allem ein schönes Beisammensein mit Essen, Trinken, Singen und Geschichten erzählen. Allerdings wird es nicht allzu spät geworden sein, denn Milchkühe müssen jeden Tag gemolken werden und alle Tiere jeden Tag versorgt werden. Ich wünsche der Bäuerin God Jul - Frohe Weihnachten und wandere weiter durch Schweden.

Es gibt ein Herrenhaus, aber die Herrschaft scheint verreist, die Schule hat Ferien und die Kühe werden aus dem Stall geholt, was mir seltsam erscheint, aber vielleicht haben die auch Feierabend, wenn Skansen schließt, wer weiß. Aber es gibt noch ein erleuchtetes Haus, beinahe wäre ich dran vorbei gelaufen, denn es brennt nur eine Kerze im Zimmer. Und Vorsicht, den Kopf einziehen beim Eintreten, der Türsturz ist sehr niedrig. Noch eine bäuerliche Stube, wunderschön geschmückt mit speziellen bemalten Leinwänden, die nur zu Weihnachten an die Wände gehängt werden und Geschichten aus der Bibel erzählen. Auch hier ist der Tisch festlich gedeckt, aber nicht reichlich. Es gibt Schinken und Knäckebrot, das Deko-Hefebrot (etwas kleiner als im großen Bauernhaus), auch eine Süßspeise und keine silbernen Becher. Hier wird kein Holz mehr nachgelegt, sondern die Glut nochmal geschürt für etwas Restwärme (natürlich bleiben nirgends in Skansen nachts die Öfen an, weil ja niemand da ist) und dann ist auch hier bald Schlafenszeit. Die Betten sind wie Schränke mit Vorhang an der einen Wand befestigt und wir lernen, dass es im Zimmer einen privaten und einen öffentlichen Raum gibt, begrenzt durch einen besonderen Deckenbalken nahe dem Eingang. Jeder kann in das Haus eintreten, aber nur bis zum Balken, in die Stube tritt man nur nach Aufforderung. Auch dieses Gehöft ist ein Vier-Seiten-Hof, den größten Platz beanspruchen hier der Schweinestall und die Heulager.

Nun wird es gleich ganz dunkel sein, ist ja auch schon 16.30 Uhr, ich finde noch einen überdimensionalen Wetzstein, einen alten Grabstein und einen Kirchglockenturm und eine schöne Aussicht auf das Lichtermeer Stockholms. Ich begebe mich langsam zum Ausgang und finde noch eine alte Apotheke mit Apothekergarten und eine kleine Kaffeestube. Ich bin etwas hungrig und durstig, aber vielmehr treibt mich die wiedergewonnene Normalität ins Café, sich einfach irgendwo hineinzusetzen und etwas zu Essen bestellen ohne etliche Zertifikate vorweisen zu müssen, ist etwas, was man zu schätzen weiß, wenn man es zeitweise aufgeben musste. Das kleine Café stand früher in Stockholm nahe der Universität und war Treffpunkt für Studenten und Künstler, wenn ich die freundliche Bedienung richtig verstanden habe. Ich nehme einen Kaffee und einen Kanelbullar (bin schließlich in Schweden) und sinniere darüber nach, was es für ein Aufwand ist, Häuser im ganzen Land abzubauen und an einem andern Ort wieder aufzubauen, mit Strom- und Wasserversorgung und allem. Und mir gefällt, dass es nicht eine Art Lego-Land ist oder eine Geisterstadt, sondern dass man Geschichte und Geschichten sehen und hören und anfassen kann.  

English version 


below 
















































































Now it's back further into Sweden's past and it's getting more rural. There are different types of country houses and farms, almost all of them are closed, but often you can look through a window at laid tables and candlelight and festive decorations, and in front of every entrance there is greenery on the ground. This is very practical, so you can walk the snow off your work shoes and don't leave a pool of melted water in the entrance to the house.


The first homestead I visit seems to be quite prosperous. A courtyard with a house and several stables arranged in a square. Some of the buildings are farm buildings, where straw and grain are stored and where flax is spun. But nobody is working here at the moment, everyone has already gone home to their families because it is Christmas. The living room is lit and the farmer's wife is happy to have visitors so shortly before Christmas dinner. Up until now she has been cleaning with the family and preparing the living room, which is both bedroom and lounge, made beds, swept the floor, strewn fresh straw and set the table with tablecloths and silver cups, which were only taken out of the cupboard on festive days will. There is ham and fish, crispbread and a dessert, possibly similar to our rice pudding. In addition, a kind of yeast bread was baked, which serves as a table decoration. Alcohol is sipped from the silver cups that are passed around the table. A fire burns in the stove for a long time, the adults sit at the big table, the children at the cat table. Once the celebrations have started, no more housework is allowed to be done that day and no laundry is allowed to hang out to dry in the living room, I know that too, by the way. All in all a nice get-together with eating, drinking, singing and storytelling. However, it will not be too late, because dairy cows have to be milked every day and all animals have to be taken care of every day. I wish the farmer God Jul - Merry Christmas and keep wandering around Sweden.


There is a mansion, but the family seems to be away, the school is on vacation and the cows are being taken out of the barn, which seems strange to me, but maybe they'll be off when Skansen closes, who knows. But there is another lighted house, I almost walked past it, because there is only one candle burning in the room. And be careful, duck your head when entering, the lintel is very low. Another peasant room, beautifully decorated with special painted canvases that are hung on the walls only at Christmas and tell stories from the Bible. Here, too, the table is festively set, but not richly. There is ham and crispbread, the decorative yeast bread (slightly smaller than in the large farmhouse), also a dessert and no silver cups. Here no more wood is added, but the embers are stoked again for some residual heat (of course nowhere in Skansen do the stoves stay on at night because nobody is there) and then it will soon be time to sleep here too. The beds are attached to one wall like closets with a curtain and we learn that there is a private and a public space in the room, delimited by a special ceiling beam near the entrance. Anyone can enter the house, but only as far as the beam; one only enters the living room upon request. This homestead is also a four-sided courtyard, with the pigsty and hay stores taking up most of the space.


Now it's going to be completely dark, it's already 4.30 p.m., I find an oversized whetstone, an old gravestone and a church bell tower and a beautiful view of Stockholm's sea of lights. I slowly make my way to the exit and find an old pharmacy with an apothecary garden and a small coffee shop. I'm a bit hungry and thirsty but it's more normality that drives me to the cafe, just sitting down anywhere and ordering some food without having to show a bunch of certificates is something to appreciate when you've had to give it up at times. The small café used to be in Stockholm near the university and was a meeting point for students and artists, if I understood the friendly service correctly. I grab a coffee and a kanelbullar (I'm in Sweden after all) and reflect on what a hassle it is to dismantle houses across the country and rebuild them elsewhere, with electricity and water and all. And I like that it's not some kind of Lego land or a ghost town, but that you can see and hear and touch history and stories.






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