Sonntag, 22. Januar 2017

Zurück in Tokyo - Kabukicho und Golden Gai - Back in Tokyo - Kabukicho and Golden Gai

Tadaima! Das ist japanisch und bedeutet, man ist nach Hause gekommen. Bin da. Diesmal in Shinjuku, zu Besuch bei Godzilla. Hatte auf einen super Ausblick auf die Stadt gehofft, aber da mein Zimmer nur im 13. Stockwerk lag, hatte ich halt einen guten Ausblick auf Kabukicho. Und den Sonnenaufgang. Und ein winziges Stück Tokyo Tower. Egal, das Hotel Gracery Shinjuku besticht durch winzige Zimmer, riesige Bäder und hohe Preise. Also, von fünf Sternen gibt es von mir nur zwei. Zum Glück gibt es immer noch so viel interessantes zu sehen, da muss ich gar nicht lange im Hotel bleiben.
Kabuki-cho. Ich war schon einige Male hier in der Gegend, denn es gibt hier viele Clubs und ich liebe Konzerte. Für mein, was das Japanische angeht, eher ungeschultes Ohr, hört sich Kabukicho an, wie, der Ort mit dem Kabuki-Theater. Recherchen ergeben nun, der Ort hieß früher Tsunohazu und erhielt seinen heutigen Namen nach einem in den 40er Jahren geplanten Kabuki-Theater, das nie fertig gestellt wurde. Hmm, da ist mein Japanisch doch weniger rudimentär, als ich glaubte. Eine kurze Verbeugung vor meinen Lehrerinnen Yasuko und Asuko, arigatou gozaimasu. 
Dieser Teil Shinjukus ist genau das Gegenteil vom Skyscraper District, dem Hochhausviertel. Zwar gibt es auch hier sehr hohe Gebäude, meist zwischen 20 und 30 Etagen hoch, alles Hotels, der Rest erscheint daher umso kleiner, meist zweistöckige Gebäude, einige auch höher und jeder Zentimeter Fassade ist von Leuchtreklame bedeckt. Es wird geworben für Restaurants, Izakayas (japanische Kneipen), Hostessenbars für Männer und Frauen, Gleichberechtigung find ich gut, für Kinos, Bars, Clubs, Karaokebars, Panchikohallen (spezielle Spielhallen, typisch für Japan) und Love Hotels, ach ja, einkaufen kann man auch. An manchen Orten in Tokyo werden ab 23 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt und darunter gefegt, Kabukicho hat 24 Stunden geöffnet. 
Ein paar Straßen weiter gibt es noch ein besonderes Kleinod - Golden Gai. Tokyo, wie es einst aussah. Ein Relikt aus der Nachkriegszeit, winzige Gassen, gesäumt von schmalen Häusern, meist zweistöckig, fast alle aus Holz gebaut, dazwischen Querverbindungen, die so schmal sind, dass nur eine Person durchgehen kann. Das war das eigentliche Rotlichtviertel der Stadt bis 1958 die Prostitution verboten wurde. Nun arbeiten hier keine Frauen mehr im Bett, sondern es wird Alkohol ausgeschenkt, Ausstellungen gezeigt oder Musik gemacht. Manche Bars sind so winzig, dass nicht mehr als fünf Kunden zugleich bedient werden können. Alles hat einen fast übertriebenen Shabby-Chic Charme, aber billig ist das Trinken hier nicht.
Das Gebiet umfasst sechs schmale Gassen und ca 200 Bars, Clubs und Imbissbuden. In den 80ern gab es eine Welle von Brandstiftungen in Tokyo, meist durch die Yakuzi veranlasst, um so das Bauland für neue Investitionen frei zu räumen. Die Golden Gai blieb verschont, denn die Betreiber standen nachts Wache. Bleibt zu hoffen, dass auch die Olympiade 2020 spurlos vorüber geht.
Oh, ich lese gerade, dass das Fotografieren hier verboten ist. Also, liebe Leser, erzählt es nicht weiter. Hier meine Bilder aus Kabukicho und der Golden Gai.
English version below 


























Tadaima! That's Japanese and means, I'm back home. I'm here. Shinjuku this time, visiting Godzilla. I expected a great view onto the city, but my hotel room was only at the 13th floor, so I got a great view onto Kabukicho instead. Plus the sunrise. And a tiny bit of Tokyo Tower. Anyway, hotel Gracery Shinjuku offers the most tiny rooms and the biggest bathrooms and high prices. Only two out of five stars from me this time. Luckily there is so much interesting to be seen, I don't have to stay inside all time.
Kabuki-cho. Have been here a couple of times because there are many clubs here and I love going to concerts. For my ears, very non-skilled about Japanese, it sounds like the place, where the Kabuki theatre is. Checking it out, I found, the place was named Tsunohazu and in the 40s they planned to built a Kabuki theatre, but couldn't make it. Hmm, looks like my Japanese is less rudimentary than I thought, and let me short bow down before my teachers Yasuko and Asuko, arigatou gozaimasu. 
This part of Shinjuku is exactly the opposite of the skyscraper district, and not only direction wise. Here are high buildings too, between 20 and 30 floors, all hotels and anything else looks even smaller. Mostly two storey houses, some a bit higher and every inch of the facades is plastered with neon signs. There are advertisements for restaurants, Izakayas (Japanese style bars), hostess service for him and her, I like equality, for cinemas, bars, clubs, karaoke bars, panchiko halls (typical Japanese game house) and love hotels, oh, yes, you can even go shopping here. At some places in Tokyo at 11pm they roll of the streets to swipe under it, Kabukicho is open 24/7.
Some streets to walk and you find a little gem - Golden Gai. Tokyo, how it looked like in former times. A leftover from the past war era, narrow lanes lined with small two storey houses, mostly made of wood, and between tiny pathways, wide enough for a single person. That was the original red light district bevor prostitution became illegal in 1958. Nowadays no ladies working here in bed anymore, but you can get alcohol, visit galleries or listen to music. Some bars are that small, that no more than five customers could be served at the time. Everything got a, nearly a bit over, shabby chic charme, but drinking here is far from being cheap.
The area contains six small lanes and about 200 bars, clubs and eateries. In the 80s there where many incendiaries, mostly caused by the Yakuzi, to prepare building ground to new investors, Golden Gai survived, because the people stood on guard at night. So, let's hope the 2020 Olympics will pass without a trace here too.
And whoops, just read, taking pictures is prohibited. Dear reader, please don't tell anybody. Here are my pictures from Kabukicho and Golden Gai.

Samstag, 21. Januar 2017

Die Grachten von Amsterdam - The Canals of Amsterdam

In Amsterdam gibt es auch Straßen, ja, auch Bürgersteige, Straßenbahn, Eisenbahn und irgendwo auch einen Flughafen. Vor allen gibt es in Amsterdam Grachten. Die bekanntesten sind die Herengracht, Keizergracht, Prinsengracht, hier steht das Anne-Frank-Haus (http://fraumb-far-far-away.blogspot.nl/2017/01/het-anne-frank-huis-amsterdam.html) und Singel, über die ich schon berichtet habe (http://fraumb-far-far-away.blogspot.nl/2017/01/neun-straen-und-ein-singel-amsterdam.html). Aber es gibt noch etliche weitere, insgesamt ca 200, und diese werden von 1400 Brücken und Brückchen überspannt.
Der Bau des Grachtengordels (Grachtengürtel) begann 1612, ist eine architektonische Meisterleistung des Goldenen Zeitalters und diente anfangs den reichen Leuten der Stadt zur Bewässerung ihrer Gärten, die meist hinter ihren großen pompösen Häusern lagen. Zeugnis sind immer noch die Häuser in der Her(r)engracht, hier ist der Name Programm. Anders als die Singel, die eher eine mittelalterliche Verteidigungsanlage war, dienten die Grachten der Wasserversorgung, anfangs war das Wasser so sauber, dass es zum Bier brauen verwendet wurde (es gibt heute noch die Brouwersgracht, die Brauer-Gracht) und zum Transport.
Die Stadt wuchs, mit ihr die Bevölkerung, obwohl es natürlich umgekehrt war, und nun dienten die Grachten auch als Stätte der Entsorgung aller Dinge, die nicht mehr benötigt wurden. Im Sommer muss der Gestank unerträglich gewesen sein. Aber egal, Nase zu und durch. Ab dem 17. Jahrhundert gab es Schleusen und die Situation entspannte sich etwas. Wie wäre es also mit einem Besuch der Reguliersgracht, einem der schönsten Teile des Grachtengürtels, hier kann man sieben Brücken hintereinander sehen, sofern man sich auf einem Boot befindet.
1857, ab jetzt wurde die Stadt trocken gelegt. Kanäle verschwanden, Straßen entstanden, teils aus hygienischen Gründen, teils um dem erhöhten Verkehrsaufkommen Rechnung zu tragen. Und vielleicht hätten die Verantwortlichen so weiter gemacht, bis Amsterdam ausgesehen hätte, wie jede andere Stadt. 1895 wurde es der Bevölkerung zu viel. Wo es früher Häuser, Kirchen, Grünanlagen und Monumente standen, gab es plötzlich eine breite Straße, wie zum Beispiel die Rozengracht, die dann zur Rathausstraße wird (http://fraumb-far-far-away.blogspot.nl/2017/01/konigspalast-und-gesindestuben.html).
Die Proteste zeigten Wirkung, die meisten der Grachten blieben genau das, Kanäle. 
Heute lebt Amsterdam in großem Maße von dieser Einzigartigkeit. Ein Besuch der Stadt ohne Grachtenfahrt? Das Beste verpasst. Auch heute noch dienen die Kanäle dem Transport, nicht nur dem von Touristen. Nur zufrieren können die Kanale nicht, denn das Schleusensystem ist nach wie vor in Betrieb und jede Nacht wird die Stadt einmal durchgespült. Darum ist ein Rundgang durch den Grachtengürtel immer ein schönes Erlebnis, Sommer wie Winter. Seht selbst...
English version below































































 In Amsterdam there are streets of course, pedestrian walkways, yes, streetcars, trains and even an airport somewhere. But mainly there are Grachten (canals). The most known are the Herengracht, the Keizergracht, the Prinsengracht, where we find the Anne-Frank-Huis (http://fraumb-far-far-away.blogspot.nl/2017/01/het-anne-frank-huis-amsterdam.html) and the Singel, about which I talked before (http://fraumb-far-far-away.blogspot.nl/2017/01/neun-straen-und-ein-singel-amsterdam.html). But there are quite a few more, about 200 and they are crossed by 1400 bridges and small bridges and tiny bridges.
The building of the Grachtengordel (canal belt) started in 1612 and is a architectural masterpiece of the Golden Age. In the beginning the canals were made for the rich people of the city to water their gardens which were located behind their huge and pompous houses. Testimony for that are still the houses in the Herengracht (Master Canal), here the name says it all. Other than the Singel, which was a medieval defence work, the Grachten have been used for the water supply, the water was good enough to use it for beer brewery (check the Brewers Canal) and for transportation. 
The city grew and the number of inhabitants too, but to be honest, it was of course the opposite way, and now the canals were used as a deposit of everything people didn't need anymore. The smell must have been horrible during summer. But anyway, avoid a deep breath and get to it. From the 17th century there was a sluice system installed and the situation was a bit relaxed. Why not seeing Reguliersgracht (Control Canal), one of the most beautiful places, where you have a view onto seven bridges at the same time when you are in a boat. 
1857, from now they drain the city. Canals vanished, streets appeared, partly of hygienic reasons, partly to have regard to the high traffic density. And maybe those  in charge would have got on like this until Amsterdam had looked like any other city. But 1895 the citizens of Amsterdam had enough. Where in former time have been houses, churches, parks, monuments, you find nothing but wide streets now, like the Rozengracht (Rose Canal) and the annex the Raadhuisstraat (Town Hall Street) (http://fraumb-far-far-away.blogspot.nl/2017/01/konigspalast-und-gesindestuben.html). The protest was effective, the most canals stayed like that, waterways.
Today Amsterdam is mostly famous for this unique thing. A visit here without a canal tour? You missed the best. Even today the canals are used for transport. Not only the one of the tourists. But the canals never freeze, it's impossible. The sluices still work and every night the city will be rinsed one time. That's why a stroll along the Grachten is always a beautiful experience, summer and winter. Have a look...